Weit über 100 Baumgartner aller Generationen machten sich am 4. Oktober wieder auf den Weg nach Mariazell – es war Zeit für die alljährliche große Pfarrwallfahrt und auch diesmal hat es sich
gelohnt, dabei zu sein!
Einmal im Jahr wagen es selbst die braven Besucher der Kirche von St. Anna, für einen Stau im Westen Wiens zu sorgen. Und so staunten vermutlich auch heuer am ersten Samstag im Oktober viele
Autofahrer nicht schlecht über die drei quer über den Randstein stehenden Busse und die Menschentrauben am Kirchenvorplatz. Dass diese Menschen um 7 Uhr Früh auch noch gut gelaunt waren, musste
einem Außenstehenden besonders absonderlich erscheinen.
Die, die freiwillig ihren Wochenendschlaf opferten, hatten sich freilich schon lange auf diesen Tag gefreut. Baumgarten war endlich wieder gemeinsam unterwegs nach Mariazell! Wie schon in den
vergangenen Jahren wurde die traditionelle Wallfahrt auch heuer wieder zu einem wunderschönen Ausflug für die ganze Pfarrfamilie. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren machten sich als
eine Pfarre gemeinsam auf den Weg. Wie auf Zuruf verschwand der dichte trübe Nebel just in dem Moment, in dem die drei Busse das Fadental erreichten und es für die 125 Baumgartner zu Fuß
weiterging. Schnell formierten sich Jung und Alt zu einem Kreis und wurden dabei von den wärmenden Sonnenstrahlen freundlich begrüßt.
Morgenyoga war gar nicht notwendig, um die müden Glieder aufzuwärmen, hatte doch Kaplan Pawel Marniak gleich ein neues Lied vorbereitet, das die Gemeinde noch den ganzen Tag über begleiten
sollte. Zuerst trauten sich die Kinder, bei den Bewegungen mitzumachen, und nach und nach sah man auch immer mehr Erwachsene. „Gottes Liebe macht mich stark. So, als würde ich
fliegen!“
Danach führte ein kurzer Fußweg durch die wunderschöne Landschaft die Wallfahrer zur Bruder-Klaus-Kapelle, in der sich alle zum kindgerecht gestalteten Wortgottesdienst versammelten. Kaplan Pawel Marniak erinnerte an eine Geschichte aus der Bibel. Die Frau, die fast nichts hat, gibt auch noch ihre letzte kleine Münze. Gott erwartet von uns nichts Unschaffbares, sondern er verwandelt Kleines in Großes, wenn wir uns nur auf ihn einlassen. Er verleiht uns Kraft und schenkt uns Flügel. (Video ansehen)
Nach der Feier in der stimmungsvollen Kapelle mit ihren leuchtenden bunten Glasfenstern wurden diverse Fahnen in die Höhe gehalten, um jeder der Gruppen, die sich für die nächsten Stunden auf
ihren eigenen Weg machen würden, ihr Ziel zu zeigen. Die Senioren und Gehbeeinträchtigten genossen ebenso wie die Jungfamilien das gemütliche Zusammensitzen bei der Wuchtelwirtin und wurden dann
mit dem Bus weitergeführt. Fahrtwind der anderen Art verspürten die Jugendlichen, die sich auch heuer wieder mit dem Kaplan die Bürgeralpe hinunter wagten. Ausgestattet mit Mountaincars
rollten sie der Gottesmutter besonders cool entgegen. Die 35 Schulkinder und ihre Jungscharleiter durften dagegen bei einem spannenden und actionreichen Geländespiel Perlen eines
überdimensionalen Rosenkranzes sammeln, ehe sie sich lachend zu Fuß dem Ziel näherten und sich am Mariazeller Hauptplatz noch ein Eis gönnten.
Ganz im Sinne des hl. Franziskus, der zufällig genau am Tag des Pfarrausflugs Namenstag hatte, bewegten sich die Wanderer am längsten durch die Natur und konnten Gottes Schöpfung an diesem
fabelhaften Herbsttag so richtig genießen. Mit dem Holzkreuz voran wanderten die Erwachsenen gut gelaunt durch Wald und Wiesen und gönnten sich immer wieder eine Rast für ein kurzes Gebet und zum
gemütlichen Tratschen.
Rechtzeitig um 17 Uhr waren Kinder, Jugend, Erwachsene und Senioren schließlich wieder vereint. In der Basilika von Mariazell zelebrierte Pfarrer Clemens Abrahamowicz mit seiner Pfarrgemeinde die
Messe. Das Ziel war erreicht und sehr anschaulich erinnerte auch er mithilfe eines kleinen Mädchens und dessen Vater, wie aus etwas Kleinem mit Gottes Kraft etwas Großes wachsen kann, wie wir im
Vertrauen auf ihn wachsen können. Zum dritten Mal sangen besonders die Kinder begeistert davon, dass es sich mit Gott an unserer Seite so anfühlt, als könnten wir fliegen. Auch die zwei anderen
mitfeiernden Pfarren waren sehr angetan von der Lebendigkeit und der Ausstrahlung, mit der die Baumgartner das alte Gebäude belebten.
Durch talentierte junge Schauspieler fertig erzählt wurde im Rahmen der Messe auch die Legende von der Entstehung des Rosenkranzes, die schon in der Kapelle angeschnitten worden war. Ein Bub, der
unter seinesgleichen nicht als besonders cool gilt und wenig Selbstvertrauen hat, bringt jeden Tag Rosen zu Maria, um sie kranzförmig aufzulegen, und tatsächlich wird er dabei von einem
unerwartet netten Mädchen erwischt, das ihm Mut zuspricht.
Als er später in einen Orden eintreten möchte und den Kranz nicht mehr aus echten Rosen legen kann, entsteht die Idee vom heutigen Rosenkranz mit seinen Gebeten. Die dritte Szene zeigt ihn, als
er beim Gebet beinahe von Räubern überfallen wird. Doch plötzlich sehen sie eine wunderschöne Frau neben ihm. Die Kriminellen möchten nun umkehren, fühlen sich aber nicht würdig und stark genug.
Doch wie die Baumgartner nach diesem Tag bereits wissen, freut sich Gott über jeden kleinen Schritt, den wir auf ihn zu machen, und er ist nicht nur exklusiv für Heilige da.
Hungrig, aber zufrieden fanden sich die 125 Wallfahrer nach dem Gottesdienst im Gasthof „Himmelreich“ ein, um bei gutem Essen und dem einen oder anderen Glas Wein den schönen gemeinsamen Tag
Revue passieren zu lassen. Erst nach 22 Uhr verstopften die drei Busse wieder den nächtlichen Gruschaplatz. Und doch spürten alle, dass dieser Tag in der Gemeinschaft der Pfarrfamilie und mit
Gottes Kraft buchstäblich wie im Flug vergangen ist.