Am Gründonnerstag feiern wir Christen das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.
An diesem Tag ließ Jesus durch seine Jünger nach jüdischer Tradition alles für das Paschamahl vorbereiten, das zum Dank für die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert wird. Zum letzten Mal waren sie alle zuammen. Aber keiner außer Jesus wusste, ja ahnte, das.
Aber er ging noch weiter: Er brach das Brot und reichte ihnen den Kelch und erklärte dabei, dass das sein Leib und sein Blut wären, die er für alle hingäbe – auch für Judas, von dem er wusste, dass er ihn verraten würde, für dich und mich – seine Liebe schließt niemanden aus, auch den größten Sünder nicht.
Und er trug seinen Jüngern auf, einander so zu lieben, wie er alle liebt, einander zu dienen und zu helfen: „Bleibt in meiner Liebe!“. Dieser Auftrag zur tätigen Nächstenliebe gilt auch uns.
Nach dem Mahl ging er mit einigen auf den Ölberg, im vollen Bewusstsein, was passieren würde.
Alles nahm er an, ließ sich verhaften, foltern, verspotten, ans Kreuz schlagen wie ein Verbrecher. Alles aus Liebe zu uns, zu jedem Einzelnen. Nicht einmal seiner Bitte mit ihm zu beten, zu wachen, konnten sie folgen, sie schliefen ein. Er war einsam und verlassen.
Sind nicht auch wir oft zu müde zum Gebet, zu feige, um uns für unseren Glauben einzusetzen?
Auch in Baumgarten wird die Tradition der Fußwaschung als Zeichen der dienenden Liebe gepflogen. Wie schon in den letzten Jahren ziehen die zwölf Gemeindemitglieder, die symbolisch für die zwölf Jünger stehen und denen Pfarrer Clemens Abrahamowicz während der Liturgie die Füße wäscht, mit den Priestern und der Assistenz in die Kirche ein. Seit dem Vorjahr sind darunter auch Frauen. Auf den vorbereiteten Sesseln im Altarraum nehmen sie Platz.
Sehr zur Freude der Gemeinde ist auch Michael Weninger aus Rom in seine Heimatpfarre gekommen und feiert dieses Triduum Pasquale, die drei österlichen Tage, die zusammengehören, mit uns.
Bald zu Beginn des Gottesdienstes kommt es zu einer sehr schönen Premiere: am Gründonnerstag feierte Jesus zum ersten Mal die Eucharistie und begründete auch das Priestertum. Es ist für uns fast selbstverständlich geworden, Priester zu haben, aber die Hingabe und die spürbare Liebe, mit denen sowohl Pfarrer Clemens Abrahamowicz als auch Kaplan Pawel Marniak ihr Priesteramt ausüben und die Gemeinde leiten, sind nicht selbstverständlich. Dafür werden sie mit je einer Rose und viel Applaus bedankt.
In seiner gewaltigen, ausdrucksstarken Predigt geht auch Michael Weninger auf die unfassbare Liebe Jesu zu uns, zu dem Geschehen am Gründonnerstag, ein. Er betont: Das Blut, das Jesus am Ölberg schwitzte, wurde ausgelöst durch die Schwere unserer Verfehlungen, das ganze Leid der Menschheit, die Lieblosigkeit, Sündhaftigkeit, den Hass, die Gewalt, ja Gottesferne, all das, was er letztendlich mit aufs Kreuz nahm – um uns von all dem zu befreien, uns ein Leben in Fülle und Liebe zu ermöglichen. Beim jüdischen Passafest werden als Dankesopfer Lämmer geschlachtet, nun gibt Jesus sich selbst als Opferlamm hin.
Beim Opfergang in St. Anna werden auch heuer wieder neben den liturgischen Gaben von Wein und Brot in Hostienform ein großer von einer lieben Dame aus der Pfarre selbstgebackener Laib Brot, Weintrauben und eine Stola als Zeichen für das Priestertum zum Altar gebracht.
Einfühlsam übernimmt ein kleiner, feiner Chor die musikalische Gestaltung ab dem Gloria, da sowohl Glocken als auch Orgel bis zur Osternacht schweigen.
Der heutige Gottesdienst bleibt ohne Entlassung, die Priester samt Assistenz und den „zwölf Jüngern“ ziehen zum Seitenaltar zur Anbetung, zur stillen Betrachtung, Gebet …
Morgen, am Karfreitag, geht es weiter. Wir begleiten Jesus in seiner schwersten Stunde.