Ostern 2015: Bleibt in meiner Liebe - Palmsonntag: Das große Herzklopffinale

Mit der Palmsonntagsfeier startete Baumgarten am letzten März-Sonntag in die Karwoche und bog damit in die Zielgerade Richtung Ostern als Höhepunkt des Kirchenjahres ein. Zahlreiche Pfarrmitglieder nahmen auch heuer wieder teil.


Sonntag, 9.30 Uhr: Mehr und mehr Menschen versammeln sich vor dem Klimtheim, Kinder tragen bunt geschmückte Palmkätzchenzweige in der Hand und Erwachsene begrüßen einander. Auch die Zeitumstellung und das trübe Wetter konnten sie alle nicht davon abhalten, heute zu kommen. Palmsonntag ist eben nur einmal im Jahr. Mit diesem besonderen Tag begann die Pfarrgemeinde die sogenannte Heilige Woche, die direkt das Osterfest als Ziel ansteuert.


Pfarrer Clemens Abrahamowicz begrüßt die im Halbkreis dicht nebeneinander stehenden Menschen freundlich und freut sich, dass so viele der Einladung gefolgt sind. „Gottes Liebe ist so wunderbar“, singen die Kleinsten gleich zu Beginn und wärmen sich mit den Bewegungen gleich auch ein bisschen auf. Doch eigentlich warten besonders die Kinder schon gespannt auf den Auftritt ihrer Lieblinge Melli und Malta.


Dann ist es so weit, Pfarrer Abrahamowicz ruft die beiden Esel, die seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil der Palmsonntagsfeier sind, zu sich in die Mitte des Platzes. Er erinnert an das, was auch im Evangelium vorgelesen wird, und lässt einen Ministranten auf einem der Esel reiten: Jesus zieht in die Stadt hinein. Die Menschen jubeln ihm zu, legen einen Teppich aus ihren Kleidern, schwenken fast in Ekstase ihre Palmwedel in der Luft. Wenige Tage später schon wird sich die Stimmung komplett gedreht haben.


„Wenn ein Erwachsener auf einem Esel reitet, berühren seine Füße fast den Boden“, betont Pfarrer Clemens Abrahamowicz. Jesus ist am Boden der Realität, der Welt, macht sich ganz klein, um uns ganz nahe zu sein. Dieser König reitet nicht abgehoben vom einfachen Volk und zu hohem Ross. Dieser König ist anders, radikal anders.


In einer langen Prozession erinnert sich die Pfarrgemeinde Lieder singend an die Geschehnisse vor 2000 Jahren. „Hosanna, Hosanna!“, hört man auch im Jahr 2015 in Wien die Jungen und die Alten rufen, während sich Kinder, Esel, Ministranten und die ganze Menschenmenge Richtung Kirche bewegen.


Dann klopft Pfarrer Clemens Abrahamowicz mit dem schweren, großen Holzkreuz an das mächtige Kirchentor, das sich daraufhin öffnet. Durch sein Leiden am Kreuz öffnet Jesus uns alle Pforten, alle Wege zu Gott und führt uns zum ewigen Leben. „Lassen wir Jesus immer wieder an unser Herz pumpern, auch an die hinterste Kammer unseres Herzens. Und haben wir den Mut, ihm zu öffnen!“, ruft Pfarrer Abrahamowicz alle auf, sich ganz von Gottes Sohn berühren zu lassen.


Die Kleinsten machen sich auf den Weg zum Kinderwortgottesdienst, auch dort geht es zunächst um Esel und andere Tiere, die die Kinder darstellen und die sie füttern. So wie die Kinder für die Tiere sorgen, sorgen die Eltern für die Kinder. „Aber wer sorgt eigentlich für alle Menschen?“, fragt der KIWOGO-Leiter. Die Kinder wissen die Antwort: Gott ist immer für uns da, auch wenn wir ihn manchmal nicht sehen, er trägt uns immer. Gemeinsam werden verschiedene Szenen aus dem Wirken Jesu unter einer grünen Wiese hervorgegraben, auf der ein Schaf steht. Jesus ist der gute Hirte, der keines seiner Schäfchen und keines seiner Kinder jemals im Stich lässt.


In der Kirche wird währenddessen auf eindrucksvolle Weise die Passion vom Leiden und Sterben Christi vorgetragen. Manche der dröhnenden Stimmen und markerschütternden Geräusche schrecken richtig auf, schockieren. Wie konnte sich alles so schnell verändern? Nichts ist mehr übrig vom Jubel des Palmsonntags, Jesus wird verraten, geschlagen, verspottet und ans Kreuz genagelt. Kaplan Pawel Marniak und Sabine Saminger lassen sich mit den Schulkindern intensiv auf das Geschehen ein. Das lässt niemanden kalt.


Geht es vielleicht auch uns heute manchmal so, dass wir zuerst Jesus nachfolgen wollen, ihn vielleicht nur oberflächlich bewundern und dann plötzlich wendet sich alles? Bei der kleinsten Unbequemlichkeit und der Erkenntnis, was sein Königreich wirklich meint, wenden wir uns ab von dem Jesus, dem wir gerade noch zugejubelt haben? Doch Jesus trägt es uns nicht nach, er hält uns bis zuletzt gegen alle Widerstände die Treue.


Zur Gabenbereitung bringt jedes Kind eine Rose nach vor zum Altar. Ein Zeichen dafür, dass wir eigentlich wissen, was Jesus Unglaubliches für uns getan hat, und dass wir ihn – auch, wenn und das nicht immer gelingt – lieben und ihm Danke sagen möchten.


„Gottes Liebe ist so wunderbar“, wie die Prozession begonnen hat, so endet auch die Palmsonntagsmesse in der Kirche zwei Stunden später. Seine Liebe hört niemals auf, alles kommt von ihm. Denken wir daran, wenn wir in dieser Heiligen Woche bald den Gründonnerstag, den Karfreitag und schließlich die Auferstehungsfeier miteinander begehen. Alles, was wir tun müssen, ist unser Herz zu öffnen, wenn Jesus zärtlich anklopft.