„Segne dieses neue Feuer, das die Nacht erhellt,
und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir,
dem unvergänglichen Licht!“
Mit diesem Segen über das Osterfeuer beginnt eine Nacht voller Zeichen … denn es braucht Zeichen, die alle unsere Sinne ansprechen, um eine tiefere Wirklichkeit auszudrücken, die nur schwer zu fassen ist: Jesus Christus ist auferstanden! Die Liebe ist stärker als der Tod!
Das Osterfeuer am Eingang der Kirche, die neue wunderschöne Osterkerze, die von Pfarrer Clemens Abrahamowicz weit emporgehoben wird, begleitet vom Gesang: „Christus, das Licht!“, das Ausbreiten des Lichtes in der zuvor finsteren Kirche, weitergegeben von Kerze zu Kerze, von Mensch zu Mensch, das Lächeln, das dieser wunderbare Anblick jedes Jahr wieder in die Gesichter der Mitfeiernden zaubert … - ja, im ersten Teil der Osternacht, in der Lichtfeier, gibt es viel zu sehen für unsere Augen, und das, obwohl noch die gesamte Beleuchtung der Kirche abgedreht ist. Aber auch die Ohren werden jetzt verwöhnt: mit dem „Exultet“, dem kunstvoll gestalteten österlichen Jubelruf, den unser Kaplan Pawel Marniak vorträgt.
„Neige dein Ohr mir zu!“, spricht Gott durch den Propheten Jesaja, gleichsam das Motto des nun folgenden zweiten Teiles der Feier: der Wortgottesdienst. In dieser besonderen Nacht wird jedoch durch die vielen Lesungen, die uns durch die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen führen, nicht nur unser Hörsinn angesprochen: Vielleicht können wir ja sogar eine ähnliche Erfahrung machen wie der Prophet Ezechiel, der von Gott aufgefordert wurde, eine Schriftrolle zu essen und zu der Erkenntnis gelangte: „Ich aß sie und sie wurde in meinem Mund süß wie Honig.“ Also das Wort Gottes gleichsam verkosten, womit auch unser Geschmacksinn angesprochen wäre …
Das Wort Gottes wird heute begleitet und umrahmt vom stimmungsvollen Gesang des GOoD-News-Chores (vor dem Gloria noch ganz ohne Instrumente) und den eindrucksvollen, zu den Lesungen passenden Bildern auf der Leinwand. Dann folgt ein ganz besonderer Moment: Die Glocken läuten, die Orgel braust auf, die Lichter gehen an, das Gloria ertönt, alle singen, alle strahlen … Nach dem feierlichen Osterhalleluja erklingt ein bekanntes, mitreißendes Halleluja-Lied, gesungen von einem gewaltigen Chor: den Messbesuchern. Selten hört man einen solchen vollen Klang in unserer Kirche!
In seiner Predigt veranschaulicht Pfarrer Abrahamowicz mit Hilfe der tapferen, munteren Kinder, die in dieser Nacht mitfeiern, den Bogen, der sich vom Volk Israel, das sich an Mose anhängt und so letztlich seinen Weg findet, bis zu uns Christen der heutigen Zeit, die sich an Jesus anhängen dürfen, spannt: Er ist den Weg für uns vorausgegangen, durch den Tod ins Leben. Die Kinder spielen dieses „Anhängen“ nach, dabei wird klar: Wir dürfen sein, wie wir sind, müssen keine „Leistung“ erbringen, keine Voraussetzungen erfüllen, Jesus ist uns schon vorausgegangen und wartet auf uns! „Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, so wie er es euch gesagt hat.“ Diese Zusage des Evangeliums gilt also auch für uns.
Nun wird es spannend für zwei ganz bestimmte Kinder in unserer Kirche: Arthur, ein Schulkind und Tobias, ein Baby, die nun beide im dritten Teil der Osternacht, der Tauffeier, das heilige Sakrament der Taufe empfangen. Beide sind voll bei der Sache, der kleine Tobias genießt mit sichtbarer Freude das warme Wasser, das über seinen Kopf rinnt, und der neu getaufte Arthur lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als das Anziehen des weißen Kleides nicht ganz unkompliziert über die Bühne geht. Wer unseren Pfarrer kennt, weiß, dass neu getaufte Kinder von ihm hochgehoben werden, begleitet von den Worten: „ Wer einen Neugetauften sieht, sieht Christus!“ Das hätten ihm sicher manche nicht zugetraut, dass er auch den schon etwas größeren Arthur kraftvoll in die Höhe stemmt …
Die Besprengung der Gemeinde mit dem frischen Weihwasser wird von Pfarrer Abrahamowicz wieder sehr intensiv durchgeführt, kaum vorstellbar, dass irgendein Messbesucher heute völlig trocken geblieben ist, womit auch unser taktiler Sinn angesprochen wurde – übrigens ebenso wie unser Geruchssinn durch den Weihrauch.
Augen, Ohren, Nase, Mund, Haut, alles hat mitgefeiert – in der Eucharistiefeier, im vierten und letzten Teil der Liturgie, will Jesus schließlich mitten in unser Herz: in der Kommunion dürfen wir ihn empfangen. Ein rotes Herz aus Plüsch hat die Feier begleitet, in der Einleitung zur Ezechiel-Lesung, in der Predigt, in den Händen des Täuflings Arthur, jetzt schließlich wird es zum Zeichen der unendlichen Liebe Gottes, die in uns Raum nehmen will. Manche erinnern sich vielleicht zurück an den Anfang der Heiligen Woche, als genau jenes Plüschherz für die Liebe Jesu stand, die ihn sogar in den Tod gehen ließ … Jetzt, am Höhepunkt dieser Woche, dürfen wir feiern: Die Liebe ist stärker als der Tod!
Besondere Freude bereitet es Clemens Abrahamowicz, der Pfarre den neuen Volksaltar vorzustellen, der gerade rechtzeitig zum größten Fest des Jahres von Helfried Saminger und seinem Team fertig gestellt und von einem anonymen Spender unserer Gemeinde gestiftet wurde. Mit der Speisenweihe durch den Kaplan findet die lange, festliche Feier ihren Abschluss, nicht jedoch für die Baumgartner/innen, die im Pfarrheim bei Brot, Osterschinken und Ostereiern die Auferstehung noch bis in die frühen Morgenstunden weiterverkosten … Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!