Trotz schlechten Wetters und früher Stunde versammelte sich die Gemeinde von Baumgarten am letzten Donnerstag im Mai gut gelaunt zum großen Fronleichnamsfest mit der traditionellen Prozession durch die Straßen. Dabei wurde auch das Geheimnis aufgeklärt, was es mit den Pelikanen auf der Monstranz auf sich hat.
Unbeeinflusst davon war die Kirche mit den traditionellen Bäumen an allen Ecken und Enden des Gebäudes geschmückt, der Himmel stand bereit und die kleine, aber feine Musikgruppe sorgte mit
fröhlichen Liedern besonders bei den Kleinsten für Stimmung. Die hatten sich natürlich gleich auf den für sie vorbereiteten Kinderbänken niedergelassen, um das Geschehen aus nächster Nähe
beobachten zu können.
Kaplan Pawel Marniak, der Hauptzelebrant an diesem Feiertag, stellte gleich zu Beginn der Messe klar, worum es bei dem im Kirchenjahr einzigartigen Umzug durch die Straßen geht: „Wir wollen nicht zeigen, wie toll oder wie viele wir sind. Wir wollen Gott zu den Menschen bringen, damit sie ihn kennenlernen.“
Die anwesenden Mädchen und Buben durften auch gleich die Kyrierufe – ebenso wie später die Fürbitten – übernehmen und meisterten dies couragiert. Und während so mancher Erwachsene noch eine Weile verschlafen dreinschaute, tanzten die Kinder bei den Liedern begeistert mit. Warum es das Fronleichnamsfest überhaupt gibt, hatten sie schon letztes Jahr erfahren.
Doch auch heuer brachte Kaplan Marniak nicht nur die Kinder mit neuen Informationen zum Staunen. „Welche Vögel kennt ihr?“, wandte er sich bei der Predigt an die aufgeregten kleinen Messbesucher, die sogleich mit allerlei Antworten ihr biologisches Wissen unter Beweis stellten. An den Vogel, den der Kaplan dann auf der Leinwand zeigte, hatte freilich niemand gedacht.
Der Pelikan stand im Mittelpunkt seiner Ausführungen und zur allgemeinen Überraschung konnte er uns zeigen, dass dieser auch auf der goldenen Monstranz abgebildet ist. Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Doch wie hatte es dieser Vogel auf so einen prominenten Platz in der Kirche geschafft? Pawel Marniak klärte die Gemeinde auf: Auf einem Bild war zu sehen, wie kleine Pelikan-Junge der Mutter praktisch das Essen aus der Brust schnappten.
Genauso ist es mit Christus, der sich für seine Kinder – also für uns alle – ganz und gar hingibt. Das Wort „Fronleichnam“ bedeutet in altem Deutsch schließlich nichts anderes als „Leib des Herrn“. Der Pelikan ist also ein Symbol für Jesus, der alles für uns gegeben hat und immer für uns da ist.
Nach der Messe warteten Groß und Klein schon auf die obligatorische Prozession durch Baumgarten. Die Erstkommunikanten durften diesmal eine besonders prominente Stelle in der langen Schlange einnehmen, der Rest des Pfarrvolkes folgte ihnen. Unter dem Himmel ging Kaplan Pawel Marniak, der die Monstranz mit dem Leib Christi – und dem Pelikan-Symbol – trug.
Auch heuer gab es wieder drei Stationen entlang der Strecke, die erste davon – beliebt durch den von der Familie Stephan vorbereiteten wunderschönen Blütenteppich – feierte sogar ihr 25-Jahr-Jubiläum. Auch die anderen Stationen waren liebevoll hergerichtet worden. Und bei jedem Altar stand ein Heiliger im Mittelpunkt, der kurz vorgestellt wurde.
Ganz besonders schön waren jedoch die Glaubenszeugnisse, die von verschiedenen Gemeindemitgliedern öffentlich ausgesprochen wurden. So erzählte eine Frau, wie sie über den Kindergarten in die Pfarre und zu Gott gefunden hatte, und war von ihren eigenen Gedanken sichtlich berührt. Ein Bub, der auch als fleißiger Ministrant bekannt ist, verblüffte alle, als er, nach seinem Glaubensvorbild gefragt, Bischof Erwin Kräutler nannte, von dem er in der Schule gehört hatte.
Kühl war es den ganzen Morgen über gewesen, doch der Regen ließ sich Gott sei Dank bis zur letzten Station und dem Abschluss der Feier Zeit. Die Hüpfburg war dann leider nicht mehr benützbar, doch die Baumgartner ließen sich davon die Stimmung beim anschließenden RSA-Heurigen nicht im Geringsten verderben. Zahlreiche gut gelaunte Familien aßen und tranken im Pfarrheim gut und tauschten die aktuellsten Pfarrnews aus. Das schlechte Wetter konnte sie auch heuer nicht vom Fronleichnamsfest abhalten. Denn so wie sich auch die Pelikane im Tiergarten nicht beim ersten Regentropfen verkriechen, sind auch die Menschen in Baumgarten keine Schönwetterchristen!
