Ostern 2013: Der große Glaubenscrashkurs - Gründonnerstag: Ein dreitägiger Glaubenscrashkurs

Wer sich schon immer gefragt hat, worum es im katholischen Glauben eigentlich geht, ist bei unserem dreitägigen „Glaubens-Crashkurs“ goldrichtig. Mit dem Gründonnerstag startete in der Pfarre Baumgarten auch heuer wieder das Highlight des gesamten Kirchenjahres - das so genannte „Triduum pasquale“.

Drei Tage und nur eine einzige Liturgie! Klingt irgendwie eigenartig … fühlt sich auch so an! So unauffällig und prunklos erlebt man die Kirche schließlich selten. Die Weihwasserbecken sind leer, keine Blumengestecke zieren den Altarraum, die Kreuze sind mit dunkelvioletten Tüchern behängt und selbst die Orgel und die Glocken, die uns noch bis zum Gloria begleiten, verstummen schließlich ganz und geben den Ratschen und A-cappella-Gesängen des GOoD-News-Chors und des Baumgartner Kirchenchors den Vortritt.


Um den Altar herum stehen 12 Stühle für die Baumgartner Apostel, die sich freiwillig gemeldet haben, um das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern darzustellen. Diese Liturgie gemeinsam zu feiern, erklärt Pfarrer Clemens Abrahamowicz, bedeutet für uns mit Jesus auf seinem Weg „real präsent“ mitzugehen. Real präsent war für viele von uns wohl auch die Fastenzeit, in der durch braves Verzichten auf diverse Ablenkungen des Alltags versucht wurde, Jesus auf seinem Weg der Vorbereitung zu begleiten.


Während der Predigt erklärt uns Kaplan Pawel Marniak, dass die Welt sich heutzutage sehr schnell dreht. Die Technik schreitet rasch voran, der Informationsfluss ist gewaltig und dennoch gibt es noch sehr viele offene Fragen, für die wir Antworten suchen. Besonders beliebt für unbeantwortete Fragen sind natürlich Crashkurse jeglicher Art. Auch die Kirche bietet so einen Crashkurs an! In den Kartagen und in der Osternacht erfahren wir von Ereignissen, die uns die Geschichte unseres Glaubens erzählen und viele Fragen beantworten.


Warum tun wir das alles? Wer ist das Lamm? Was will Jesus von uns? Gerade zu Ostern schwirren viele Fragen in unseren Köpfen herum. Lassen wir uns auf diesen besonderen Crashkurs ein! Denn es gibt kaum eine genauere Beschreibung von Jesus’ Tagesablauf als die Schilderung dieser drei Tage. Er sagt uns genau, was zu tun ist! Er nahm das Brot und den Kelch, teilte alles mit seinen Jüngern und sprach: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Er wusch ihnen die Füße und sagte: „Was ich euch getan habe, sollt ihr auch den anderen tun.“


Jesus hat alle geliebt, das ist die schwierigste Aufgabe, die wir täglich meistern müssen. Wie soll ich es denn schaffen, jemandem, dem ich noch böse bin, einfach zu vergeben? Warum soll ich das überhaupt tun? Doch niemand hatte mehr gute Gründe, auf eine andere Person böse zu sein, als Jesus – man bedenke nur, dass es Menschen gab, die am Karfreitag „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!!“ riefen und sein Schicksal unterstützten. Und dennoch lehrt uns Jesus in seinem Crashkurs die Liebe zu unseren Mitmenschen. Als Zeichen dieser großen Nächstenliebe wäscht Pfarrer Abrahamowicz, so wie Jesus es beim letzten Abendmahl getan hat, allen seinen Baumgartner Aposteln die Füße.


Bei der Gabenbereitung zum letzten Abendmahl wird ein großes Brot, rund, groß und breit gefächert, ideal zum Teilen, an den Altar gebracht. Kaplan Marniak erinnert sich an die Worte eines polnischen, eucharistischen Liedes, in dem es heißt: „Wie das Brot ganze Körner in sich zusammen verbindet, so verbindet uns Jesus in seiner Liebe. Wie viele Tröpfchen im Wein verbunden sind, so verbindet Gott alle Menschen auf der Erde.“ Kurz und gut, nicht nur an die Liebe zu unseren Mitmenschen, sondern auch an die Liebe, die Jesus uns schenkt, sollen wir uns regelmäßig erinnern.


Ein Ende findet diese Messe natürlich nicht. Die Messbesucher versammeln sich stattdessen gemeinsam um den Seitenaltar herum und singen andächtig Lieder. Mit den Worten: „Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet!“ wünscht Jesus sich Gesellschaft von uns. Trotz der eisig-kalten Bedingungen dieses Baumgartner Ölbergs halten also viele Baumgartner Wache bis zur späten Abendstunde. Das schöne Brot des letzten Abendmahles wird schließlich von Kaplan Pawel Marniak unter den Verbliebenen aufgeteilt, auch für viele von uns das letzte Abendmahl, da wir am Karfreitag versuchen werden, Jesus auf seinem steinigen Weg „real präsent“ und fastend zu begleiten.