Ostern 2013: Der große Glaubenscrashkurs - Karfreitag: Von Leiden und Leidenschaft

Ein Todestag, der die Welt seit etwa 2000 Jahren bewegt. Auch in Baumgarten war es auch heuer wieder ein bewegender Moment, als die Passion vorgetragen und Jesus bei Teil zwei unseres dreitägigen Glaubenscrashkurses auf seinem Leidensweg gedanklich und musikalisch begleitet wurde.

Alle knien nieder. Der Einzug der Priester und Ministranten erfolgt in aller Stille. Rot gewandet legen sich die Priester vor dem leeren und ungedeckten Altar nieder und bleiben eine Weile regungslos liegen. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Schon allein dieser eindrucksvoll andächtige Einzug lässt einem einen kalten Schauer über den Rücken rinnen. Es herrscht eine Ausnahmesituation, in Baumgarten und weltweit.


Es wird gleich eine Geschichte erzählt, eine Geschichte über einen König, der nicht von dieser Welt war und deshalb nicht überall auf Wohlwollen gestoßen ist. Dieser König hat viele enttäuscht, weil er keine Soldaten und Truppen anführen wollte und keinen Reichtum hortete. Ein König der Herzen, der gewaltig aus der Reihe tanzt – wollen wir so einen? Ein Mann, der den Menschen die Augen für das Wesentliche öffnet? Der den weltlichen Reichtum entwertet?


Pfarrer Clemens Abrahamowicz legt den Begriff „Passion“ aus. Die Passion Christi – handelt es sich hierbei nur um den Leidensweg oder auch um eine Leidenschaft? Ist Leiden nicht auch oft mit einer Leidenschaft verbunden? Wenn man eine totale Liebe für etwas empfindet, dann bringt man auch einen totalen Einsatz dafür auf. So wie ein Musiker mit totaler Hingabe seine Musik praktiziert und dadurch oft auch leidet und ausgelaugt ist.


Jesus engagiert sich total für uns, er wendet sich uns mit totaler Hingabe zu und pflegt unsere Wunden. Keines der ihm anvertrauten Schafe geht verloren, er kümmert sich auch um die, die glauben, es nicht wert zu sein, von ihm geliebt zu werden. Und trotzdem sind wir frei! Trotzdem können wir uns frei entscheiden, ob wir diese unendliche Liebe annehmen oder ablehnen möchten. So hat sich einer von Jesus' Jüngern trotz dieser endlosen Hingabe dazu entschieden, sich gegen sein Vertrauen zu richten und Jesus zu verraten.


So wird Jesus zum Staatsfeind Nummer eins, durch diese endlose Liebe hat er sich ins Leiden manövriert. Aufmerksam lauschen die Baumgartner den Worten der Passion, die von einer Kleingruppe vorgetragen wird. Von Judas durch einen Kuss falscher Liebe verraten, von Petrus drei Mal verleugnet, von seinem Volk zum Tode verurteilt. Selbst die Vortragenden zucken zusammen, als bei der Kreuzigung plötzlich ein lautes Hämmern durch die Kirche schallt. Das markerschütternde Geräusch der Ratsche trägt seinen Teil zur Gänsehaut bei.


So ein grausames Ereignis, so ein qualvoller Tod. Wie kann es sein, dass so viele Katholiken auf der Welt den Tod des Gottessohnes seit 2000 Jahren jeden Sonntag nicht betrauern, sondern feiern? Was gibt es denn bei diesem fürchterlichen Ereignis zu feiern? Pfarrer Abrahamowicz gibt uns die Antwort auf diese Frage, die Crashkurs-Antwort Teil zwei: Es ist der Dank! Wir bedanken uns jeden Sonntag während der Messe bei Jesus, denn durch seinen Tod hat er unseren Tod getötet!


Die Fürbitten fallen am Karfreitag besonders intensiv aus. 10 Mal knien sich für jede einzelne Fürbitte alle nieder. Die anschließende Kreuzverehrung wird auch hingebungsvoll zelebriert. Um das, inzwischen aufgedeckte, Kreuz werden Kübel mit Wasser aufgestellt und von den Baumgartnern mit mitgebrachten Blumen befüllt. Der Chor begleitet die Zeremonie mit A-capella-Gesang, während sich die Kübel mit Blumen füllen, die traditionellerweise später für den Osterschmuck verwendet werden.


Auch diese Feier endet offen, denn die Liturgie geht am Karsamstag weiter. Mit Liedern wie „Jesus denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ begleiten wir den Umzug zum Seitenaltar, wo Jesus mit einem Schleier bedeckt in seinem Grabe liegt. Aus Dankbarkeit, dass er so viel Last für uns auf seine Schultern genommen hat, harren wir noch eine ganze Weile betend und singend in seiner Nähe aus.