Wer hätte das gedacht? So eine „grausig“ anmutende Lesung aus dem Alten Testament (noch dazu in einer Messe für Erstkommunionskinder …) und daraus erwächst dann eine wunderbare, befreiende Botschaft der Liebe? Kaum zu glauben, aber wer an diesem 2. Fastensonntag den 10-Uhr-Gottesdienst mitgefeiert hat, hat es selbst erlebt!
Alles begann damit, dass die erste Lesung an diesem Sonntag von Abraham erzählte, der noch als alter Mann seine sieben Sachen gepackt und mit seiner ganzen Familie aus der Heimat fortgezogen war. Ein Spinner? Auf jeden Fall war er einer, der auf den Ruf Gottes hört, der Gottes Zusage glaubt: „Ich werde dir ein eigenes Land schenken und Nachkommen so zahlreich, wie die Sterne am Himmel.“ Als nun die Jahre ins Land ziehen, wird Abraham langsam nervös. Wird Gott seine Zusage einhalten?
Da schließt Gott mit Abraham einen Bund, und genau das wird in der ersten Lesung zum 2. Fastensonntag (Gen 15, 5-12.17-18) erzählt: Da dieser Teil der Bibel weit mehr als 3000 Jahre alt ist, wird der Bund nicht mit Handshake oder Unterschrift besiegelt, sondern Tiere werden in zwei Fleischstücke zerteilt und beide Bündnispartner müssen dazwischen durchmarschieren, wie wir in der Einleitung zur Lesung erfuhren. Blutrünstig? Grausig? Seltsam?
„Wer ist denn nun tatsächlich durchmarschiert? Beide Bündnispartner oder nur einer?“, fragt Pfarrer Clemens Abrahamowicz am Beginn seiner Predigt. Tatsächlich war es nur einer, denn Abraham „bekommt die Panik“, wie wir vielleicht heute sagen würden, Gott alleine besiegelt den Bund, indem er ein Feuer zwischen den Fleischstücken durchschickt.
„Denkt nun an den neuen Bund!“, fordert uns Pfarrer Abrahamowicz auf und zeigt auf den Altar. „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. So spricht Jesus. Erwartet er sich nun von uns, dass wir in jeder Messe nach vorne gehen, als Bündnispartner unseren Finger einritzen wie Blutsbrüder, und einen Tropfen Blut hergeben?“
Natürlich nicht. Nun wird also klar: Wie schon bei Abraham, schließt Gott auch diesen neuen Bund mit uns als einseitigen Bund ab: Auch wenn du mir nicht immer treu bist, werde ich dir immer, immer meine Treue und meine Liebe schenken!
Wer aus dieser Zusage lebt, der kann sich ganz Jesus anvertrauen, wie es am Ende der Predigt auch die Erstkommunionskinder tun, die ihre selbst gebastelten Schafe auf eine liebevoll gestaltete Weide pinnen, ganz nah zu ihrem guten Hirten Jesus, der sie kennt, für sie sorgt und vor dem Wolf schützt.
Währenddessen gestalteten die ganz Kleinen beim KIWOGO in der Marienkapelle einen Weg aus verschiedenen Legematerialien (inklusive Stolpersteinen!) als 2. Teil ihres Ostergartens, der sie Sonntag für Sonntag durch die ganze Fastenzeit bis zum Osterfest begleitet.
Die Singvögel gaben bei der musikalischen Gestaltung der Messe nicht nur ihr Herzblut, sondern zwei der MusikerInnen hatten durch den vollen Einsatz am Ende einen blutigen Finger, was aber sicher nicht darauf zurückzuführen ist, dass sie die Predigt nicht verstanden hätten … Blutsbrüder und –schwestern sind wir ja ohnehin, auch ohne Blutprobe.
Über selbstgebackenes Brot, Aufstriche und Kuchen freuten sich alle BesucherInnen der Agape im Pfarrheim, die von den Erstkommunionseltern vorbereitet wurde.