Ein Tag, der nie aufhört

Christi Himmelfahrt in Baumgarten. Wie jedes Jahr ist dieser Tag von einem besonderen Ereignis geprägt: Die Erstkommunionskinder unserer Pfarre empfangen das erste Mal den Leib Christi. In diesem Jahr ist dieser Tag für mich als Tischmutter und Mutter eines Erstkommunionskindes besonders berührend. Und so wie mir geht es heute vielen Eltern.

8.15 Uhr, Kirche: Pfarrer Clemens Abrahamowicz und Kaplan Pawel Marniak begrüßen die ersten eintreffenden Angehörigen und heißen sie willkommen. Die Mitglieder des Eltern-/Kind-Chores „Singvögel“ trudeln nach und nach ein, Instrumente werden gestimmt, der Tontechniker überprüft die Mikrofone. Unsere Mesnerin huscht durch die festlich geschmückte Kirche und trifft letzte Vorbereitungen. Es fällt mir auf, dass heute jeder ein Lächeln auf den Lippen hat.


8.35 Uhr, Pfarrheim: Hier herrscht geschäftiges Treiben. Die 26 Erstkommunionskinder sind schon vollzählig versammelt. Während sie mit Hilfe der Tischmütter die weißen Alben über ihr Festtagsgewand ziehen, lachen und plaudern sie fröhlich, aber kein Kind ist heute überdreht oder übermütig, alle haben ihre Stimmung an das bevorstehende festliche Ereignis angepasst. Natürlich sind wir auch alle sehr erleichtert, dass heute, an diesem besonderen Festtag, entgegen den Wetterprognosen, die Sonne lacht.


8.45 Uhr, Felbigergasse: Pfarrer Clemens Abrahamowicz und Diakon Christoph Buda, die gemeinsam mit den sieben Tischmüttern die Kinder seit Oktober auf den Empfang des Sakramentes vorbereitet haben, holen ihre Schützlinge nun mit den Ministranten ab und ziehen in feierlicher Prozession (und zur Freude der Kinder mit Polizeischutz!) zur Kirche. Eine weit zurückliegende Erinnerung an meine eigene Erstkommunion, als ich im weißen Kleid über die Linzer Straße gezogen bin, taucht auf. Vielleicht geht es jetzt manch anderen Eltern auch so.


9.00 Uhr, St.-Anna-Kirche: Die Festmesse zu Christi Himmelfahrt beginnt mit dem Einzug in die Kirche. Familie, Paten, Freunde, Lehrerinnen, die Frau Direktor und viele Gemeindemitglieder blicken lächelnd auf die weiße Schar. Eine lange Vorbereitungszeit sowie drei Proben in der Kirche liegen hinter uns und dieser Aufwand macht sich jetzt bezahlt: Jedes Kind weiß genau, warum es hier ist, welcher Sinn dahintersteckt, wie die Feier ablaufen wird und wann es was zu tun hat. So kann sich die Aufregung nun auf eine freudige Anspannung beschränken und alle können wirklich mitfeiern. Die Mädchen und Buben singen und tanzen mit Begeisterung zu den mitreißenden Liedern der „Singvögel“ und unterstützen Pfarrer Abrahamowicz wie immer tatkräftig bei der Predigt. Dann ist der große Moment gekommen: Unsere Kinder empfangen die heilige Kommunion, wir Tischmütter lächeln stolz und aus den Bankreihen hört man das gerührte Schnäuzen einiger Verwandter. Einfach schön.


10.45 Uhr, Pfarrheim: Empfang und Agape im Pfarrheim. Mit buntem Saft in Sektgläsern stoßen die Erstkommunikanten an, alle stärken sich mit den köstlich bereiteten Kuchen, Broten, Schokobananen und anderen Naschereien (die Kinder essen all das auch durcheinander …) für den bevorstehenden Fototermin.


11.15 Uhr, Pfarrheimgarten: Auch wenn es gestern niemand geglaubt hätte: Die obligaten Fotos werden bei strahlendem Wetter im Garten geschossen!


12.00 Uhr: Viele Familien haben sich schon verabschiedet, um beim gemeinsamen Mittagessen weiterzufeiern. Ich denke dankbar noch einmal daran, wie viele Menschen im Hintergrund mitgewirkt haben, damit dieser Tag so schön werden konnte. Und ich denke an unsere Kinder, die wir hoffentlich nicht nur beim Nachtreffen am nächsten Dienstag wieder sehen werden, sondern vielleicht auch als Ministranten oder Jungscharkinder sowie am Sonntag in unserer Kirche, wo sie fast immer eine kindgerechte Gestaltung des Gottesdienstes erwartet.


16.00 Uhr: Wolkenbruch über Wien. In den Straßen steht zentimeterhoch das Regenwasser. Es ist fast, als würden sich die Regenwolken, die sich bis jetzt, in Anbetracht der Feierlichkeiten, höflich zurückgehalten haben, nun alle auf einmal entladen.


21.05 Uhr: Etwas erschöpft, aber sehr glücklich bringen wir heute unsere Kinder zu Bett. Ähnlich wird es wohl jetzt in vielen Familien mit Erstkommunionskindern sein. Nach dem Beten sprechen wir noch über den schönen und erfüllten Tag, der hinter uns liegt. „Und dieser Tag ist nun zu Ende“, sage ich gähnend, mit einem müden Blick auf die Kinderzimmeruhr. „Aber nein, Mama!“, unterbricht mich da mein Sohn. „Der heutige Tag hört nie auf! Er geht immer weiter bis zum Lebensende.“ Verblüfft schaue ich mein Erstkommunionskind mit großen Augen an. Er wartet geduldig, denn er weiß aus Erfahrung, dass wir, immer etwas kompliziert denkende, Erwachsene etwas länger brauchen, um so einfache Kinder-Wahrheiten zu kapieren. Dann begreife auch ich: „Meinst du, dass du ab heute immer wieder zur Kommunion gehen darfst und Jesus zu dir kommen wird, bis ans Lebensende?“ „Na, sicher! Und das nächste Mal gleich in drei Tagen, weil da ist am Sonntag in der Messe meine Zweitkommunion!!!!!!“