Das Protokoll zur Bibelnacht von Freitag, dem 9. Dezember bis Samstag, dem 10. Dezember 2011.
„Dunkle Nacht - Kerzenschein - die Bibel - nette Leute - feines Essen - Schlafsack ...
Haben Sie/ hast du schon einmal ein ganzes Evangelium gelesen? Es klingt verrückt, aber genau das haben wir vor! Eine Nacht lang das ganze Lukasevangelium hören! Von der Geburt Jesu bis zu seiner Auferstehung. Nach dem großen Erfolg der Bibelnächte für Jugendliche gibt es nun auch eine Bibelnacht für Erwachsene.“
Diese Einladungsmail von Sabine Saminger und Kaplan Pawel Marniak erreichte mich am 15. November. Am 5. Dezember habe ich via E-Mail zugesagt. Ich war mit dabei bei der Nacht, in der wir einen Teil aus dem Buch der Bücher gelesen haben.
Freitag, 9. 12. 2011
18:00 Uhr Ich fahre meinen Computer im Büro herunter. Wie immer bin ich knapp dran und ärgere mich über mich selbst.
18:15 Uhr Schnell stelle ich meine Tasche zu Hause ab, schnappe mir ein paar Blätter Papier, kontrolliere, ob ich Kugelschreiber und meine Handys mithabe, und werfe die Wohnungstür hinter mir ins Schloss.
18:32 Uhr Endlich bin ich in der Felbigergasse angekommen. Heute ist der ansonsten sehr nüchterne Pfarrsaal ganz anders gestaltet. Ein Drittel ist durch den Bühnenvorhang von „BauBau“ abgetrennt, dahinter ist unser Esstisch für heute bereits aufgestellt.
Ganz links im Raum stehen zwei Sofas und einige Sessel, es liegen Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden. Ich peile einen Platz auf den Fleece-Decken an und sichere mir einen Polster im XXL-Format, auf dem ich bequem sitzen will. Via Beamer sehen wir, dass wir heute das Lukasevangelium lesen werden, das längste Evangelium, wie uns Sabine und Pawel erklären.
Im dritten Drittel ist ein Bibel-Garten aufgebaut. Die Stationen sind liebevoll gestaltet, die bekanntesten „Hits“ aus dem Lukasevangelium erkennt man leicht: den unfairen Zöllner Zachäus auf dem Baum, dargestellt mit Playmobilfiguren. Auch der verlorene Sohn trifft seinen Vater, die Gottesmutter Maria ist zu sehen und viele Verse.
18:52 Uhr 15 Erwachsene, ein Baby und ein Hund sind zusammengekommen, um Gottes Wort im Lukasevangelium zu lesen und zu hören. Pawel Marniak startet den Bibel-Marathon. Der Raum ist dunkel, nur die helle Leselampe leuchtet. Im Hintergrund werden wunderschöne Landschaftsbilder aus dem Heiligen Land an die Wand projiziert. Wir sind mitten im Leben von Zacharias und Elisabeth, von Johannes, dem Täufer, und Maria.
Mir gefällt das!
19:43 Uhr Ich poste auf Facebook meinen Status:
„Bibelnacht mit dem Evangelisten Lukas in St. Anna Baumgarten: 14 Erwachsene, ein Baby und ein Hund. Wer liket das und wer hat eine Meinung dazu?“
Das gefällt 7 Freundinnen und Freunden von mir.
Die Kommentare sind launig
A. D.: Der Evangelist Lukas trat in St. Anna Baumgarten auf? Das hättest du vorher publik machen sollen.“
I. L.: „Ich hab eine Meinung dazu.“
Ich erfahre nicht, welche Meinung, ist aber auch egal.
19:45 Uhr Unsere erste Pause. Monika Bock hat Suppe gekocht. Beim Austausch stellen wir alle fest, dass Lukas wirklich gut geschrieben hat. Die Handlung ist sauspannend. Es ist eben eine Weltklasse-Geschichte. Heute verstehe ich, dass die Bibel zur Weltliteratur zählt.
20:15 Uhr Ich lese das erste Mal an diesem Abend. Danach freunde ich mich mit Gypsi näher an, der sich gerne streicheln lässt und sich eingerollt auf die Fleece-Decke kuschelt.
21:15 Uhr Unser Pfarrer Clemens Abrahamowicz besucht uns und gönnt sich den faschierten Braten mit Letschogemüse. Wir diskutieren und stellen Fragen: „Warum hat Jesus eigentlich seine Geschichten nicht selber aufgeschrieben?“
22:15 Uhr Es geht weiter und wir hören mehr über Dämonen, die Pharisäer, mit denen Jesus immer wieder diskutiert hat, und die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“.
23:15 Uhr Christine Szedenik hat ein Spekulatius-Tiramisu vorbereitet. In unserer kleinen Gemeinschaft sind wir uns schon näher gekommen. Alle kennen sich vom Sehen, aber heute diskutieren wir völlig offen, erfahren mehr voneinander. Das macht mir Spaß.
Wir sind pappsatt, aber uns steht noch einiges bevor. Wieder stimmt uns Sabine Sabinger mit einem Lied auf den nächsten Teil ein.
Samstag, 10. 12.
0:15 Uhr Die letzte Lesestunde bricht an. Unser Pfarrer verabschiedet sich fröhlich. Ich sinke auf den Polster und schlafe innerhalb von Minuten ein. Dabei geht es jetzt um die Passion, den Leidensweg Jesu.
1:15 Uhr Lukas, 24. Wir haben es fast geschafft und ich mache mich schleunigst auf den Heimweg. Tapfere drei Erwachsene und ein Baby übernachten im Pfarrheim. Die Lagerromantik gebe ich mir nicht.
1:40 Uhr Ich komme nach Hause und poste für diese Nacht ein letztes Mal via Facbook:
„Im Bett um 1:48 Uhr - wer den Wecker hört, kommt um 7 Uhr zur Rorate. Es fehlen uns noch 15 Zeilen!“
6:15 Uhr Erbarmungslos läuten meine beiden Handywecker. Wenn ich nicht an Pawels einladende Worte denken würde, würde ich beinhart im Bett bleiben und ausschlafen.
7:10 Uhr Etwas verspätet beginnt die Rorate. Wir sind ein paar Personen weniger, ich kann alle anderen verstehen, die weiterschlafen. Dennoch ist es schön, völlig übernachtig mit der Gruppe den Tag zu beginnen. Ich bin sehr dankbar für all diesen Einsatz.
8:00 Uhr Das üppige Frühstück beginnt: Weintrauben, Nutella, Brot, Semmeln, kleine Kipferl, Muffins, Aufstriche, Schinken, Käse und Marmelade sind vorbereitet. Wir tratschen und tauschen uns weiter aus. Der Kaffee tut sein Übriges, damit auch unsere Lebensgeister erwachen.
9:01 Uhr A. D. kommentiert meinen Status via Facebook: „Bin schon gespannt, ob's hier irgendwelche Ergebnisse bzw. Erkenntnise zu lesen geben wird, die - über das ganze Persönliche hinaus - auch für andere interessant sein könnten.“
Mit diesem Beitrag versuche ich das.
10:00 Uhr Ich verlasse das Pfarrheim und bin halbwegs munter. Eine tolle Nacht war das! Ich nehme mir fest vor, die Bibel auch an anderen Stellen aufzuschlagen.