In unserer 100 Jahre alten St.-Anna-Kirche versammelt sich Woche für Woche unsere Pfarrgemeinschaft zur Feier der Liebe Gottes. Zu Weihnachten ist es eine sehr bunte und sehr große Gemeinschaft von Christen, die hier zusammenkommt, um die Geburt unseres Erlösers zu feiern, um etwas zu suchen, das sich hier in besonderer Weise finden lässt: Es ist eine ganz besondere Nacht.
Baby Iris, das in der heurigen Christmette die Darstellung des neugeborenen Jesus-Babys über hatte, hatte seine Rolle perfekt gelernt: Es weinte und weinte. Denn: Was sonst tut ein gesundes Neugeborenes kurz nach seiner Geburt? So blieb das kuschelige Babyfell, das in der Krippe bereitlag, heuer erstmals verwaist und die herzigen Fotos blieben aus.
Möglicherweise waren wir aber gerade dadurch näher dran am allerersten Weihnachtsfest, wie es der Evangelist Lukas beschreibt: eine Geburt in einem Stall. Wer eine Geburt miterlebt hat, weiß: Eine Geburt ist kein Krippenspiel. Ein Geburtsgeschehen ist – umso mehr in einem Stall – weit entfernt von Idylle. Es ist, auch bei bester Vorbereitung, unberechenbar und verläuft nicht immer nach Plan. Gerade weil einiges davon auch bei der Christmette zu spüren war, so waren wir umso mehr herausgefordert, das Geheimnis von Weihnachten dort zu suchen, wo es eigentlich stattfindet: Nämlich in uns, wie Pfarrer Clemens Abrahamowicz in seiner Predigt betonte. Dorthin will Gott kommen, wenn er Mensch wird für uns. In unser ganz persönliches Leben, ganz egal, wie es auch aussieht, mit seinen Höhen und auch allertiefsten Tiefen. Beides wird gerade zu Weihnachten besonders intensiv spürbar.
Auch wenn die Geburt in einem Stall in Bethlehem mit Sicherheit nicht idyllisch war – die Gäste blieben nicht aus. Auch in die Christmette waren wieder viele, viele Gläubige gekommen. Und wer auch noch wenige Stunden zuvor die zum Bersten volle Kirche bei der Kinderkrippenfeier am Nachmittag erlebt hatte, konnte nur staunen, wie viele Menschen zu diesem Fest in unsere St.-Anna-Kirche kommen, um dem nachzuspüren, was Weihnachten wirklich ist.
Neu war heuer, dass der „Baumgartner Vierg’sang“ (Besuchern der jährlichen Adventfeier bereits bekannt) vor der Mette zur Einstimmung sang, der Kirchenchor und ein Trompeter gestalteten wie im Vorjahr die Messfeier. Danach wurden wie immer Weihnachtswünsche, Umarmungen und kleine Geschenke unter den Baumgartnern ausgetauscht, die Kirchenbesucher standen noch lange bei Punsch (von der Jungschar) und Gesprächen beisammen und ließen diesen ereignisreichen Tag ausklingen.
Bewundernswerte Standfestigkeit bewies Pfarrer Clemens Abrahamowicz, der sogar noch bei der anschließenden traditionellen „After Christmas Party“ im Jugendkeller vorbeischaute, wo sich das Bild wiederholte: Viele, viele Leute aus den verschiedenen Generationen kommen zusammen und man spürt, dass diese Nacht etwas ganz Besonderes ist.
Romantischer wäre es natürlich gewesen, wenn der Niederschlag auf dem Heimweg nicht Regen, sondern (wie im Vorjahr) Schnee gewesen wäre. Aber Weihnachten ist eben nicht Romantik.