Kindermesse: Gartenarbeit für Anfänger

Die Kinder der Pfarre Baumgarten starteten nach der langen Sommerpause am 2. 10. 2011 mit einer besonders vielseitigen und bunten Kindermesse ins neue Schuljahr. Um unsere Jüngsten trotz der frühen Morgenstunde begeistern zu können, haben sich ein paar fleißige Organisatoren sehr originelle Hingucker und ausgeklügelte Aufgaben einfallen lassen. Für eine Stunde verwandelte sich unsere Kirche in einen großen Garten, an dem alle Kinder fleißig zu arbeiten hatten.

Schon beim Betreten der Kirche am Sonntagmorgen wird einem klar: das wird keine gewöhnliche Messfeier. Vor dem Altar liegt bereits eine Seidentuch-Wiese, geschmückt mit herbstlich gefärbten Weinreben und hübschen Blumen. In der Mitte befindet sich ein großer, mit Efeu überzogener Fels. Und links und rechts ist ein Gartenzaun aufgestellt. Hier wurde bereits fleißig hergerichtet.


Eine kleine, aber feine Musikgruppe studiert bereits einige schwungvolle Lieder ein, die die langsam hereintrudelnden Kids bereits zum Mitschwingen motivieren. Während der Messe werden die Kinder dann auch noch richtig zum Mittanzen aufgefordert. Beim Lied „Alle Christen tanzen“ zeigen engagierte Vortänzer unseren Kids, dass die erste Kindermesse ein guter Grund zum Jubeln und Tanzen ist – tanzen mit den Füßen, tanzen mit den Köpfen, ja in einer Strophe wird sogar mit den Ohren getanzt!


Dieser energiereiche Start in die Kindermesse wird gefolgt von einer kleinen Quizrunde. Kaplan Pawel Marniak befragt die Kinder, die sich auf den Kinderbänken vorm Altar versammelt haben, woran sie unser Altarbild denn erinnert. Da alle Kinder den Garten sehr wohl erkennen, will unser Kaplan nun wissen, wie man einen solchen Garten erhält. Wachsen so schöne Weinreben denn in der Wüste? Können so saftige Pflanzen denn ohne Wasser überleben?


Um so einen schönen Garten erhalten und genießen zu können, bedarf es viel Pflege und Zeit, das ist unseren Kindern klar. Der Garten benötigt regelmäßig Wasser, viel Luft, fruchtbare Gartenerde – und zur Erhaltung auch eine Gießkanne, eine Gartenschere und noch viele weitere Werkzeuge, die Kaplan Marniak für besonders wichtig hält.


Die erste große Aufgabe, die die Kids in der Kindermesse erwartet, ist unsere Kirche nach versteckten Werkzeugen abzusuchen. Erfreut über die erteilte Aufgabe, strömen die Kinder nun suchend in die gesamte Kirche aus. Hinter den Bänken lugen bereits die ersten Gartengeräte hervor und es dauert nicht lange, bis die Kinder mit Gießkannen, Rächen, Zaunstücken, Handschuhen und Hacken wieder beim Altar zusammenkommen.


Auch ein paar beschädigte Gartenutensilien finden durch die Suchaktion ihren Weg in den schönen Garten. Es gibt im Garten, so wie auch im Leben, hin und wieder auch unerfreuliche Momente, kleine Beschädigungen an Dingen, die wir gerne haben, die uns die Laune trüben und uns Sorgen bereiten können. Was tun wir, wenn diese kaputten Gegenstände uns Sorgen machen? Wie gehen wir Menschen damit um?


Kaplan Marniak erzählt uns von einem kleinen Buben namens Pauli, der vor vielen hundert Jahren gelebt hat. Pauli spielte damals oft in Gärten und hin und wieder stürzte er auch und tat sich weh. Viele kennen das miese Gefühl, wenn man gestürzt ist, sich wehgetan hat und Angst bekommt, weil man nicht mehr weiterweiß. Was tun man, wenn man, wie der kleine Pauli, nicht weiterweiß? Die Kinder sind sich einig: Man ruft die Mama!


Richtig. Man ruft die Person, der man vertraut und auf die man sich immer verlassen kann. Irgendwann ist der kleine Pauli schließlich zu einem großen Mann geworden und hat sich Paulus genannt. Als großer Paulus war er sich nicht mehr so sicher, wen er um Hilfe bitten soll, wenn er sich fürchtet und nicht weiter weiß. Dann traf er Jesus und erfuhr, dass man immer zu Vater und Mutter laufen soll, wenn man sich schwach und elend fühlt. Damit wir das nicht vergessen, hat Paulus uns einen Brief geschrieben.


Das Briefkuvert dieses großartigen Briefes haben unsere bastelfreudigen Messgestalter speziell in Großformat angefertigt, um den Kindern eine optische Hilfe zur Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus zu bieten. Paulus schreibt uns, seinen Brüdern und Schwestern, in seinem Brief, dass er sehr wohl weiß, dass wir alle unsere Sorgen und auch Ängste haben. Er meint aber auch, dass wir, wenn wir immer auf Gott vertrauen, ihm danke sagen und ihm unsere Bitten anvertrauen, uns um nichts mehr sorgen müssen.


Kaplan Pawel Marniak fordert unsere Kinder aber weiter. Was muss man tun, um seinen mühevoll hergerichteten Garten sicher zu machen, um ihn zu schützen, damit keine Feinde kommen und ihn zerstören? Man muss einen Zaun bauen! Die Kinder werden aufgefordert, aus den vielen aus dem Kirchenraum eingesammelten Pfählen den Holzzaun zu verstärken und gemeinsam den Garten zu pflegen.


Für unsere eigene „Gartenpflege“ sind oft auch unsere Mitmenschen verantwortlich. Eltern, Geschwister, Lehrer und Freunde pflegen den Garten, den wir unser Herz nennen, damit er niemals zu blühen und keimen aufhört. Allerdings lassen sich Stürme leider nicht verhindern. Diese Stürme können mal sanfter sein und mal so heftig, dass sie den ganzen Garten durcheinanderbringen und den sorgfältig gebauten Zaun wieder vernichten. Die Kinder sollen nun so ein riesiges Unwetter mit allen dazugehörigen Geräuschen nachahmen. Es wird tosend laut in den Kirchenbänken!


Als sie mit ihrem Unwetter fertig sind, hat es den schützenden Gartenzaun vor dem Altar beinahe ganz weggeblasen. Auch die Blumen wurden ihrem schützenden Erdreich entrissen. Die Kinder sehen das zerstörte Altarbild enttäuscht an. So fühlen sich wohl die vielen Kranken, die diesen Sonntag nicht nur zur Kindermesse, sondern auch zur Krankensalbung erschienen sind. Manchmal passiert in unserem Leben so ein gewaltiger Sturm und raubt uns jegliche Lebensfreude.


Doch Kaplan Marniak erinnert uns an diesen heutigen, besonderen Tag. Heute ist der Namenstag aller Schutzengel! Oft können wir unsere Schutzengel nicht sehen und vergessen vielleicht manchmal, dass es sie gibt. Oft können wir auch nicht sehen, wann schlimme Dinge auf uns zukommen. So sind die Kinder ganz überrascht, als Kaplan Marniak sie auf die dicke, gefräßige Stoffschnecken-Handpuppe aufmerksam macht, die plötzlich auf der Kanzel auftaucht und einen Salatkopf unseres schönen Gartens auffrisst.


Aber wir müssen beten und darauf vertrauen, dass Gott uns hilft und uns, sogar wenn wir schlafen und nicht wachsam sind, unsere Schutzengel schickt. Die Kinder werden nun aufgefordert, ihre Augen zu schließen, und tatsächlich schleicht sich währenddessen ein kleiner Engel durch den beschädigten Garten und stellt still und leise die Blumen und den Zaun wieder auf. Als die Kinder die Augen wieder öffnen, ist der Engel zwar schon längst wieder auf und davon, der Garten strahlt allerdings wieder in all seiner Pracht.


Die Message dieser Messe sollen vor allem die Kinder in die Welt hinaustragen können – es begleiten uns überall unsichtbare Schutzengelchen. Wenn wir Angst haben und unseren lieben Vater im Himmel um Hilfe bitten, dann schickt er uns diese Schutzengelchen zur Hilfe. Manchmal dürfen wir auch kleine Helfer Gottes sein und anderen Menschen die Angst nehmen. Deshalb werden die Kinder während der Krankensalbung aufgefordert, kleine Engelchen zu malen, welche sie den Kranken anschließend als Glücksbringer mitgeben dürfen.


So wie beim Garten sind Schutzengel nicht fürs Rasenmähen verantwortlich, das dürfen wir schon selber machen. Wir müssen selbst dafür sorgen, dass wir unseren Garten und unser Herz pflegen, sodass wir irgendwann wundervolle Früchte ernten können. Doch da diese Gartenarbeit (oder Schularbeit oder Hausarbeit) im Alltag nicht immer ganz reibungslos verläuft und manchmal auch Unfälle passieren, dürfen wir auch im neuen Schuljahr wieder stets zu Gott kommen und ihn alleine oder auch gemeinsam um Hilfe bitten.