Le+O – Das Projekt läuft!

„Unser tägliches Brot gib uns heute …“ – ganz selbstverständlich beten wir in jedem "Vater Unser" diese Textzeile, oft ohne näher darüber nachzudenken was es heißt, wenn man nicht weiß, woher das Essen für sich oder seine Familie kommen soll. Doch für viele Menschen in Österreich ist genau das bittere Realität. Allein in Wien leben etwa 270.000 Menschen, die akut von Armut betroffen sind. Viele von ihnen müssen nach Abzug der Fixkosten fürs Wohnen mit weniger als vier Euro pro Tag auskommen!

Die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass in Folge von überzogenen Konsumentenansprüchen in der Bundeshauptstadt jährlich 9000 Tonnen brauchbarer Lebensmittel in den Müll wandern! 


Genau hier setzte nun die Caritas Wien an und startete Mitte November 2009 ihr neues Projekt Le+O – Lebensmittel & Orientierung. Verwertbare Produkte werden von Sponsoren (Supermärkte, Bäckereien etc.) zur Verfügung gestellt und in einer der neun Ausgabestellen für einen symbolischen Preis an bedürftige Menschen verteilt. 


Das Betreiben dieser Ausgabestellen durch Ehrenamtliche haben die Wiener Pfarren übernommen. Auch die Pfarren des 14. Bezirks haben es sich nicht nehmen lassen, dieses Projekt tatkräftig zu unterstützen. Zuständig für die Bezirke 6, 14 und 16 versammeln sich jeden Donnerstag etwa 20 der mehr als 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter aus unserem Bezirk im Pfarrheim der Pfarre Penzing, um anderen zu helfen. 


Nach dem morgendlichen Herrichten und dem Sortieren der gelieferten Ware gibt es eine kurze Teambesprechung. 


Diese Besprechung beginnt jedes Mal mit einem "Vater Unser" und einem kurzen Segensgebet für Mitarbeiter und Gäste. 


So gestärkt arbeiten alle Mitarbeiter daran, die Not der Menschen zu lindern, und ein Zeugnis für christliche Nächstenliebe zu geben, indem sie sich von 10:00 Uhr bis 11:30 Uhr um die Gäste kümmern. 


Dies geschieht in drei Arbeitsbereichen: 


Im ersten Bereich werden die Gäste in Empfang genommen. Nach der Begrüßung wird den Gästen beim Ausfüllen der Formulare geholfen. Diese Hilfe nutzen viele, um in einem ersten Gespräch über ihre Sorgen zu berichten. 



Im zweiten Bereich werden die Berechtigungskarten ausgestellt bzw. kontrolliert. Diese sind ein Jahr gültig. Außerdem wird dort der symbolische Beitrag von den Gästen kassiert. 


Den dritten Bereich bildet die Warenausgabe. Jeder bekommt ein Sackerl mit Lebensmitteln und, sofern vorhanden, Hygieneartikeln. Besonders begehrt sind natürlich teure Produkte wie Waschmittel oder Gemüse. Allerdings muss niemand Angst haben, dass er nichts mehr bekommt. Umsichtige Planung der Mitarbeiter und ein Lossystem sorgen dafür, dass auch Gäste, die etwas später kommen, noch versorgt werden können. 


Kaum sind die letzten Gäste gegangen, gibt es noch ein kurzes Abschlussgespräch. Danach wird die übrig gebliebene Ware in das Auto der Caritas geschlichtet und in die nächste Pfarre mitgenommen. Zuletzt wird das Pfarrheim wieder in seinen Ursprungszustand versetzt. 


Wie notwendig Le+O ist, zeigte sich bereits nach kurzer Zeit: Durften wir in der ersten Woche 19 Gäste begrüßen, so waren es in den Wochen darauf bereits 47 und 51. Die Zahl der Bedürftigen dürfte aber noch viel größer sein. Denn viele schämen sich, aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bezeichnend war eine junge Frau, die sich mehrmals dafür entschuldigte, dass sie Lebensmittel für sich und ihre entzückende Tochter geholt hatte. Dabei war sie aufgrund ihrer finanziellen Situation sehr wohl berechtigt, Le+O in Anspruch zu nehmen! 


Die Unterstützung durch Abgabe von Lebensmitteln und Hygieneartikeln ist allerdings nur ein Aspekt dieses tollen Projekts: 


„ Wir haben seinen Stern aufgehen sehen …“, heißt es im Weihnachtsevangelium. Dieser Stern diente den Heiligen Drei Königen zur Orientierung auf ihrer Reise zu Christus. Im Rahmen des Projekts Le+O übernehmen diplomierte Sozialarbeiter die Rolle dieses Orientierungssterns. In ausführlichen Gesprächen werden betroffene Menschen bedarfsgerecht und individuell beraten, um Wege aus der Armutsfalle in eine bessere Zukunft zu finden. Die Nachfrage nach dieser Form der Hilfe war so groß, dass sie am ersten Donnerstag gar nicht erfüllt werden konnte! Das wird aber natürlich in den nächsten Wochen nachgeholt, wenn der erste Ansturm etwas nachgelassen hat, und Le+O zu einem fixen Bestandteil des sozialen Netzes in Wien geworden ist. 


Die Kombination aus Soforthilfe durch Waren des täglichen Bedarfs einerseits, und nachhaltiger Linderung der Not durch Orientierungsgespräche andererseits, macht Le+O so einzigartig und unterstützenswert. Jede Unterstützung ist willkommen, sei es durch die Mitarbeit in der Ausgabestelle oder im Hauptlager der Caritas, durch Geld- oder Sachspenden und durch Ihr Gebet für uns ...