Am 25. September 2010 war Baumgarten wieder gemeinsam unterwegs: rund 100 Pfarrmitglieder aus allen Generationen begaben sich auf Wallfahrt nach Mariazell und erlebten einen erinnerungswürdigen Tag.
Jeder, der sich schon einmal ungeplant als Helfer bei einer Pfarraktion wiedergefunden hat, weiß um die ausgeklügelten Überredungskünste von Pfarrer Clemens Abrahamowicz. Es scheint fast, als ob auch Petrus dagegen nicht ganz immun wäre. Schien er doch am letzten Samstag im September, als sich Baumgarten nach Mariazell aufmachte, allen Prognosen zum Trotz den Regen weiter und weiter nach hinten zu verschieben.
Bereits um 7 Uhr Früh tröpfelten nach und nach rund 100 etwas verschlafene Seelen unserer Pfarre vor der Kirche ein, um von den aufmerksamen Blicken unserer Pfarrsekretärin erfasst und gezählt zu werden und sich sogleich einen gemütlichen Platz in einem der zwei großen Busse zu reservieren.
Startpunkt für den großen Pfarrausflug, der wie schon in den beiden Jahren zuvor unter dem Motto „Baumgarten gemeinsam unterwegs“ stand, war traditionellerweise das Fadental. Nach einem kurzen Spiel für die Kinder, der Begrüßung durch einen bestens gelaunten Pfarrer samt Jodler und einem gemeinsam gesungenen Vaterunser brachte Kaplan Pawel Marniak den Ernst der Lage auf den Punkt: „Wir beten heute mit den Füßen“, zauberte der junge Priester allen müden Gesichtern ein Lächeln auf den Mund und bestätigte, was viele anscheinend bereits geahnt hatten: es würden wohl einige Kilometer Fußmarsch werden – dementsprechend gelände- und wetterfest waren auch alle ausgerüstet.
Auch heuer war die Wallfahrt nach Mariazell von Organisator Fritz Erasim und der Jungschar wieder für alle Generationen vorbereitet worden und so folgten dann auch Menschen kaum ein halbes Jahrzehnt alt bis hin zu Menschen im neunten Lebensjahrzehnt der Einladung zu diesem gemeinsamen Tag. Wie gewohnt gab es für jede Altersgruppe eine spezielle Variante, den Weg zum berühmten Wallfahrtsort zurückzulegen.
Alle Kinder erlebten unterwegs eine spannende Rätselrallye mit verschiedensten Stationen und Spielen und vergaßen so ganz darauf, wie weit und tapfer sie eigentlich schon gegangen waren. Dass sie dabei im Gegensatz zum Vorjahr gemeinsam mit Diakon Christoph Buda den richtigen Weg gefunden hatten, spornte die kleinen Baumgartner zusätzlich an.
Kaplan Pawel Marniak hingegen scheute das Abenteuer auch diesmal wieder nicht und donnerte mit himmlischem Jauchzen und einem Höllentempo gemeinsam mit „seinen“ Jugendlichen ausgestattet mit großen Rollern die Gemeindealpe hinunter.
Um die erwachsenen, etwas gesetzteren Pilger und alle Senioren nahm sich Pfarrer Clemens Abrahamowicz an. Teils gemütlich plaudernd zu Fuß, teils im Bus näherten sie sich der Wallfahrtskirche und nahmen sich unterwegs auch noch Zeit für eine Andacht.
Dass alle vier Gruppen überpünktlich in dem malerischen Ort ankamen, gab es allerdings noch nie zuvor. So hatten diesmal alle Gelegenheit, in Ruhe die berühmten Lebkuchen zu testen oder – so wie die Kinder – die faszinierende mechanische Krippe am Kalvarienberg zu bestaunen.
Um Punkt 17 Uhr versammelten sich die Kleinsten zum Kinderwortgottesdienst, um wenig später zum Rest der Gemeinde in die Basilika zu stoßen. Dass die gemeinschaftsbewussten Baumgartner die Messe mit einer leider nicht sehr warmherzigen zweiten Gemeinde feierten, erwies sich als kleiner Wermutstropfen, und ein mit dem Rücken zum Volk gekehrter Klerus, böse Blicke bei von Gitarrenklängen begleitetem Kindergesang sowie ein Ministrierverbot für Mädchen wurden dem lebendigen Geist, für den Baumgarten sonst bei seinen Feiern bekannt ist, nicht gerecht. Durch diese Erfahrung reicher, lassen sich fürs nächste Mal sicher passendere Formen des Gottesdienstes finden, auch wenn Pfarrer Abrahamowicz und Kaplan Marniak zugute gehalten werden muss, dass sie das Geschehen nach Kräften in die für uns gewohnte Richtung zu lenken versucht haben.
Den Abschluss des Tages bildete wie schon seit vielen Jahren das gemütliche Beisammensein im Gasthof Himmelreich bei Speis und Trank. Fröhlich plaudernd tauschten Jung und Alt ihre Erfahrungen des ganz sicher unvergesslichen Tages aus und überall konnte man zufriedene Gesichter erblicken. Längst war die Nacht angebrochen, als der Bus hupte, um uns wieder in die Heimat zu befördern.
Den Regen hatte Petrus inzwischen in vollem Gange aktiviert und so wurden schlussendlich auch noch die 200 Baumgartner Füße, die den ganzen Tag über fleißig gebetet hatten, einer gründlichen Reinigung unterzogen.