Am 5. und 6. Dezember 2008 war der Nikolo bei vielen Kindern in Baumgarten zu Gast und brachte allerhand Geschenke. Erstmals wurden bei der Nikolo-Aktion heuer Spenden für das Caritas-Projekt in der Ukraine gesammelt. Lesen Sie eine Reportage!
„Der Nikolo ist da, der Nikolo ist da!“, ruft die kleine Julia ganz aufgeregt, als der große Mann mit dem weißen Bart das Wohnzimmer betritt. Wie viele andere Kinder auch an diesem Vorabend zum 6. Dezember hat sie schon den ganzen Tag gespannt auf den Besuch gewartet. „Wie heißt du denn? Möchtest du vielleicht meinen Bischofsstab halten?“, versucht der Nikolo das Eis zu brechen. Bald schon erzählt das kleine Mädchen wie ein Wasserfall von sich und der Welt, ehe es die von den Eltern vorbereiteten Geschenke überreicht bekommt.
Auf der Straße ist es an diesem Freitag 19 Tage vor Weihnachten unangenehm kalt. „Jetzt müssen wir in die Kefergasse. Ich schlag vor, wir nehmen die Bim!“, checkt Nikolo-Assistentin Carina Fibich die Lage. Damit der Nikolo-Darsteller Rafael auch stets den richtigen Weg findet und nicht so viel zu tragen hat, wird er von diesem „Engerl“ begleitet. Und schließlich fühlt man sich doch zu zweit wohler, wenn es zu skurrilen Reaktionen der Menschen auf der Straße kommt.
Der fünfjährige Bub, der als nächstes besucht wird, weiß schon genau, wo der heilige Nikolaus damals, vor vielen Jahrhunderten, gelebt hat: „Er war Bischof in Myra in der Türkei und hat den armen Menschen geholfen“, hat der Kleine schon im Kindergarten gelernt. Der Nikolo lässt alle Kinder in einem Sack Weizenkörner ertasten. Dann erzählt das Engerl die Geschichte von den Seefahrern, die dem Bischof Nikolaus auf dessen Bitte hin Korn gegen den Hunger der Bevölkerung gegeben haben.
Beim folgenden Besuch ist der Nikolo so richtig gefordert: Gleich acht Kinder und ihre Eltern haben sich zu einer gemütlichen Adventfeier versammelt. Schon vom Fenster winken die Kindergartenkinder dem Nikolo und seiner Begleiterin zu. Doch selbst in diesem quirligen Haufen wird es still, als der „hohe Besuch“ den Raum betritt. Als der Nikolo die Kinder fragt, wie auch sie anderen Menschen Gutes tun könnten, fällt ihnen viel ein: „Anderen helfen!“, „Sie trösten!“, „Meiner Oma ein Bild malen!“, rufen sie durcheinander. Die Erwachsenen interessieren sich ganz besonders für das Caritas-Projekt, das heuer unterstützt wird. Denn das Geld, das die Eltern für den Nikolo-Besuch spenden, kommt zu 100% dem TBC-Kinderspital in der Ukraine zugute. Davon wissen die acht entzückenden Mädchen und Buben freilich noch wenig: Sie sagen viel lieber dem Nikolo ein Gedicht auf.
Am nächsten Tag, dem 6. Dezember, begleitet eine andere Gruppenleiterin den Nikolo-Darsteller. An diesem Samstag gibt es ganz besonders viele Einsätze. Bereits um 10 Uhr Vormittag geht es los. Insgesamt wird der Nikolo in diesem Jahr 34 Kinder zuhause besucht haben. Die „Einsätze im Dienste des Herrn“ dauern bis in die Abendstunden. Dass da die Füße bald schmerzen – zwischen den Besuchen liegt jeweils ein ziemlicher Fußmarsch – und sich Müdigkeit breit macht, ist klar. „Nikolo zu sein ist schon ein sehr anstrengender Job“, weiß dessen Darsteller, „aber wenn man die Freude der Kinder und das Glänzen in ihren Augen sieht, ist es das hundertmal wert!“
Schließlich steht um 18.30 Uhr der letzte Besuch auf dem Plan. Wie jedes Mal unterhält sich der Nikolo mit den Kindern über ihre Interessen, Haustiere oder was sie sonst noch beschäftigt. Entsprechend über die Kinder gebrieft worden ist er von Caritas-Assistentin Sibylle Brand, die in geduldiger Weise Telefondienst an der „Nikolo-Hotline“ gemacht hat und alle organisatorischen Details mit den Eltern vorab professionell besprochen hat. So z. B. auch, dass dieser Nikolo kein Sündenbuch bei sich trägt. Denn auch der historische Bischof von Myra war ein gütiger und kein Angst machender Mann. „Kennt ihr das Lied vom Nikolo?“, fragt die Nikolo-Begleiterin die Kinder. Viele kennen und lieben sie noch aus ihrer Zeit als Kindergartenpädagogin. „Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freuen …“, schallt es schon bald durch die Wohnung, als sie mit den begeisterten Mädchen und Buben singt.
Sehr, sehr müde, aber zufrieden machen sich der Nikolo und seine Begleiterin schlussendlich auf ihren letzten Weg: In der Sakristei der Pfarrkirche übergeben sie der Caritas-Verantwortlichen Monika Bock das durch die Spenden eingenommene Geld. „327 Euro, das bewirkt sehr viel in dem von uns unterstützten Kinderspital in Charkov“, freut sie sich sichtlich. Die Premiere ist also gelungen und wird wohl im nächsten Jahr ihre Wiederholung finden. An diesem Abend werden aber wohl die besuchten Kinder und ebenso der Nikolo vor allem noch eines machen: nach all den Aufregungen zufrieden und lange schlafen …