Auf dem Weg zur Christmette hätte mein Herz wohl jubiliert bei diesem Wetter. Auf dem Weg zur Gründonnerstags-Liturgie macht mir das dichte Schneetreiben jedoch keine rechte Freude. Eines wird bei dieser Witterung klar: Die Baumgartner sind keine „Schönwetter-Christen“, denn die Kirche ist gut besucht. Heute gehe ich mit einem ganz besonderen Gefühl in die Kirche, denn heute beginnen die „heiligen drei Tage“, und als Vorabend zählt der Gründonnerstag auch schon dazu. Für mich bedeutet das, dass ich die nächsten Tage oft in die Kirche kommen werde, auch mitten aus dem Alltag heraus, nicht nur am Sonntag. Viele der Menschen, die ich heute hier treffe, werde ich die nächsten Tage sehr oft sehen.
Diese Tage sind Mitte und Herzstück des Kirchenjahres, an denen wir Christen den Kern unseres Glaubens feiern: Leiden, Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Die Hauptmotive der Gründonnerstagsmesse sind die Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern vollzog, die Einsetzung des Abendmahls, das Gebet Jesu am Ölberg und schließlich die Auslieferung Jesu an seine Verfolger.
Zum Gloria läuten die Glocken und die Altarschellen,anschließend verstummen sie ebenso wie die Orgel (Der Volksmund sagt: Sie fliegen nach Rom.). Erst in der Osternacht zum Gloria werden sie wieder erklingen. Doch für unseren Organisten Tobias Chambensy heißt das nicht Arbeitsniederlegung, sondern er ist es, der nun sämtliche Gesänge anstimmt.
Im Evangelium hören wir, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht (das war früher Sklavenarbeit). Jesus hat sich erniedrigt, so groß ist seine Liebe zu uns. Wir alle sind aufgerufen, ihm im Dienst der Nächstenliebe nachzufolgen, wie Diakon Christoph in der Predigt anschaulich darlegt. Anschließend wäscht Pfarrer Clemens zwölf Vertretern der Gemeinde (schade, dass nicht auch Vertreterinnen dabei sind) die Füße. Hierbei handelt es sich nicht um ein Schauspiel (Clemens als Jesus, 12 Männer als Apostel), sondern um ein Zeichen für den Dienst der Liebe aneinander.
Wie Diakon Christoph betont, ist diese Gründonnerstagsfeier auch keine bloße Gedenkmesse an die damaligen Ereignisse, sondern „vergegenwärtigende Erinnerung“ - das heißt: Jesus ist jetzt wirklich da, im Kreise der Seinen. In der Wandlung heißt es: „In der Nacht, da er verraten wurde... - das ist heute...". Hier holt uns das Geschehen von damals ein und wird – wie bei jeder Heiligen Messe – Gegenwart!
Am Ende der Messe wird das Allerheiligste in einer Prozession zum Seitenaltar getragen und der Altar leer geräumt. Man fühlt, nun beginnen zwei Tage, die ganz der Besinnung gewidmet sind. Die Messbesucher ziehen mit und singen „Bleibet hier und wachet mit mir“. Eine Aufforderung, der anschließend noch viele bei der Ölbergwache nachkommen.