Maxilager: Ganz schön kindisch!

„Ich war schon so aufgeregt, deswegen hab ich eine frühere U-Bahn genommen“, erzählt eine Lagerteilnehmerin, als sie am Weg zum Bahnhof einen Gruppenleiter trifft. Doch wer jetzt vermutet, dass es sich hier um ein beginnendes Mini- oder Jungscharlager handelt, liegt komplett daneben. Am ersten Ferienwochenende fand zum ersten Mal in der Geschichte Baumgartens ein „Maxilager“ statt!

Wieder und wieder konnte man von zahlreichen Eltern, die ihre Kinder in den Sommerferien auf das beliebte Mini- bzw. Jungscharlager schickten, bei der Verabschiedung am Bahnhof diesen Satz hören: „Schade, dass wir nicht auch mitfahren dürfen!“ Hartnäckigkeit zahlt sich offenbar aus und so erfüllten die Ministrantenleiter Baumgartens diesen Eltern am letzten Juni-Wochenende ihren Herzenswunsch.


Während so manches Pfarrmitglied die Idee eines Lagers für Erwachsene anfangs für einen (guten) Scherz hielt, planten die Gruppenleiter der Ministranten selbiges schon längst mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit. Nach dem Kinderinfoabend im Frühjahr, bei dem die Kinder ihre Eltern anmelden konnten, war dann klar: Es würden genug Erwachsene mitfahren, um dieses Wochenende stattfinden zu lassen. Wieder einmal würde es in Baumgarten eine Premiere geben!


An einem Samstagvormittag mit strahlendem Sonnenschein finden sich nach und nach zwölf Frauen und Männer am Hütteldorfer Bahnhof ein. Nicht wenige haben praktischerweise kurz zuvor ihre Kinder beim gleichzeitig stattfindenden Jungscharlager „abgegeben“. Eine gewisse Aufregung ist den Lagerteilnehmern ins Gesicht geschrieben. Schließlich ist es für die meisten das erste Lager als Erwachsene.


Spätestens während der Zugfahrt – das ganze Lager soll in allen Details einem Kinderlager entsprechen und Autos, Krawatten und PDAs sind daher verboten – haben sich die Eltern bereits voll an ihre neue Rolle gewöhnt. Blödeln was das Zeug hält, hier wird ein Cola verschüttet, dort gekudert, andere nerven die mitreisenden Gruppenleiter: „Wann sind wir endlich da?“


Einen ausführlichen Fußmarsch später erreicht die Gruppe den wunderschön gelegenen Schacherhof in Seitenstetten. Man labt sich – ganz lagerlike – bei Dicksaft, Kuchen und Obst, dann geht es auch schon mit den ersten Spielen los. Obstsalat, Fratzenmemory und Gordischer Knoten – für alle Kinder längst Routine – müssen diesen „Kindern“ erst zum Verständnis gebracht werden. Beim Werwowaswiewarium werden die Lagerregeln erklärt und die Stimmung abgecheckt. „Ich konnte als Kind nie auf ein Lager mitfahren. Nach über 30 Jahren wird mir dieser Wunsch nun endlich erfüllt!“, zeigt sich eine Mutter ehrlich begeistert.


„Blaubärchen und Rotbärchen“ heißt das Theaterstück, das die Eltern am Nachmittag nach liebevoller Vorbereitung zur gelungenen Aufführung bringen. Große Talente erwachen dabei und nach so viel gemeinsamer Action ist mittlerweile die original Lageratmosphäre aufgekommen. Einige kennen einander gerade einmal wenige Stunden. Beim Anfertigen der Zimmerplakate wirkt es, als ob lauter alte „Lagerhasen“ zusammen fort sind. Längst sprechen sich alle nur mehr mit den Vornamen an. Für einen Teil der Gruppe heißt es nun: ab zum Küchendienst, damit das Abendessen beginnen kann.


Wie viel verborgene Fantasie in Erwachsenen steckt und wie ähnlich die Eltern ihren jeweiligen Kindern sind, kommt beim abendlichen Spiel „ZAPO“ zum Vorschein. Geschickt gelingt es den Müttern und Vätern, die Zahnpolizei hinzuhalten und mit Schokolade-Händlern heimliche Geschäfte zu machen. Nicht nur hier, sondern ebenso beim gemütlichen Lagerfeuer hört man bis weit ins Tal hinein fröhliches Lachen. Es tut gut, wieder einmal Kind sein zu können, sinnentleerte Lieder singen und unbeschwert den ausklingenden lauen Sommerabend genießen zu können. Noch bis spät in die Nacht hinein sitzen alle plaudernd zusammen.


Der Sonntag beginnt – nachdem das am schönsten aufgeräumte Zimmer gekürt worden ist - mit einer gemeinsamen Messe, die die Lagerteilnehmer am Vortag vorbereitet haben. Pater Herbert ist dazu extra angereist und vertritt Pfarrer Abrahamowicz, der zeitgleich am Jungscharlager zelebriert. Danach geht es ins Finale des gemeinsamen Lagers: Bei den „Kindischen Spielen“ geht es so richtig zur Sache: Äpfel müssen aus Wasserkübeln getaucht, Watte wettgeblasen und Schokobananen vom Baum geschnappt werden. Auch zwei Kooperationsaufgaben gilt es zu bewältigen. Bravourös meistern die Eltern im Alter von 30 bis 65 Jahren alle Herausforderungen und sind sich für nichts zu gut.


Die Feuertaufe als echte Lagerkinder scheint bestanden. Zur Erholung folgt nach dem Essen ein freier Nachmittag im Ortszentrum, ehe es Zeit wird, nach Hause aufzubrechen. Für die Gruppenleiter steht nun fest: Die Erwachsenen stehen ihren Kindern um nichts nach. Und wie hat’s den Großen gefallen? „Wann gibt’s das nächste Maxilager?“, fragen sie hartnäckig. Eine gelungene Premiere, so scheint es. Und sollten Sie das alles für einen guten Scherz halten: Den Lagerfilm können Sie im Herbst sehen …