Lisi steht am Schalter vom Bahnhof Hütteldorf und kauft die Gruppenkarte. Auf der anderen Seite der Hauptstiege sammelt sich eine Menschenmenge. Die Firmkandidaten der Pfarre St. Anna Baumgarten finden sich am vereinbarten Treffpunkt ein, inkl. Gepäck, manche haben es geschafft, alles in einen Schulrucksack zu bekommen. Andere bevorzugen Reisetaschen, eine der jungen Damen, deren Name ich hier nicht nennen möchte, fuhr unter Schmunzeln der Herumstehenden mit einem gigantischen Koffer in die Bahnhofshalle.
Ich erledige mit Sarahs Hilfe die letzten organisatorischen Angelegenheiten, Unterschriften der Eltern, Anwesenheit usf. Thomas kommt direkt von der Arbeit. Maxi hat begonnen, die Reise
fotografisch zu dokumentieren, was den Unmut mancher Damen erregt, zumindest nach außen hin. Auch Resi, Isi und Jürgen sind mit Sack und Pack eingetroffen. Die Reise kann losgehen. Nachdem wir es
geschafft haben einzusteigen, brausen wir mit dem Intercity nach Amstetten, steigen in einen Regionalzug um, fahren zwei Stationen und sind am Ziel: Ulmerfeld. Und das ganze in einer Zeit, die
man mit dem Auto nur schafft, wenn man die maximal erlaubte Geschwindigkeit überschreitet. Schon am Bahnhof sieht man den beachtlichen Turm der Burg Ulmerfeld, die uns bis Sonntag beherbergen
wird. Es handelt sich um eine wunderschöne Burg, die über tausend Jahre alt ist. Wir beziehen die Zimmer, bekommen unser erstes Nachtmahl, danach erarbeiten wir alle zusammen die Regeln, an die
wir uns dieses Wochenende halten wollen. Die meisten Regeln kommen von den Firmkandidaten selbst. Wir Gruppenleiter müssen nur ein paar wenige Tipps geben, was für ein gutes Miteinander hilfreich
sein könnte. Danach stürmt ein großer Teil der Burschen mit Thomas zum Fußballplatz. Das erste Match der Liga St. Anna Baumgarten wird angepfiffen. Jürgen und ich erkunden den Wald hinter dem
Fußballplatz. Unser Diakon Thomas trifft mit Auto inkl. diversen Materialien und Decken usw. in der Burg ein. Der „diakonale“ Segen ist uns gewiss. Der Abend neigt sich, doch wer redet davon, ins
Bett zu gehen? Einige haben sich fest vorgenommen durchzumachen. Ich gehöre zu denen, die sich diesem Vorhaben nicht anschließen und verbringe eine kurze unruhige Nacht, aber im
Bett!
Beim Frühstück ist manchen Gesichtern abzulesen, dass das Vorhaben geglückt sein dürfte. Trotzdem sind alle beim Tagesprogramm, hoffentlich nicht nur physisch, dabei. Wir haben Morgengebet mit Gesang und dem Thema: Salz der Erde – Licht der Welt. Jürgen und Lisi reden über die vorgetragene Schriftstelle aus Mt 5,13-16. Es ist ganz still. Dann folgen die Kennenlernspiele, doch wir kommen ziemlich schnell drauf, dass wir uns eigentlich eh alle schon beim Namen kennen. Wir teilen uns in Gruppen auf und bereiten die Messe vor, die wir dann am Nachmittag gemeinsam mit Pfarrer und Pastoralassistent von Ulmerfeld feiern. Auch der sehr nette Jugendherbergsleiter Hr. Sieberer feiert mit. Zum Abschluss der Messe wünscht uns der Pfarrer noch viel Spaß, denn „Spaß und Freude sind der Anfang einer gelungenen Gottesbeziehung“. Der Tag nimmt seinen Lauf, Thomas nutzt die Programmpausen, um mit den Burschen Fußball zu spielen. Auch den anderen wird nicht fad. Einige haben begonnen, den Brief an den Bischof zu schreiben – auch ein Programmpunkt unseres Firmwochenendes. Als die Dämmerung einsetzt, setzen sich Thomas, Jürgen und Lukas an einen Tisch. Thomas berechnet mit professionellen Mitteln die Route der Nachtwanderung. Das Ergebnis lautet: Je nach Marschgeschwindigkeit 1 1/2 bis 2 Stunden. Um 21:30 geht es los. Mit Fackeln und Taschenlampen beginnt die Wanderung, Thomas und Karte voran. An einer Sandbank der Ybbs machen wir halt. Das Wasser plätschert, Jürgen liest die Bibelstelle vor, wo Jesus über das Wasser geht. (Danach folgt eine missglückte Wildschweineinlage von Lukas ...) Die Sterne und der Mond leuchten wunderschön. Als wir müde nach Hause kommen, ist es schon spät, für einige kein Grund, schlafen zu gehen. Die Nachtwanderung war wohl zu kurz?
Am Sonntag ist erst später Frühstück. Das Morgengebet hat das Thema: Freiheit der Kinder Gottes, wieder ist es ganz still. Es folgt der zweite große Programmblock. Wir, das ganze Firmteam, besprechen im Stationenbetrieb alles Mögliche im Zusammenhang mit der Firmung: von „hoher Theologie“ bis zum „Benehmen“ bei der Feier am Pfingstmontag. Die Frage, die ich bei meiner Station an die Firmlinge richtet, ist folgende: „Kann ich Gott erkennen, wenn ja wie, gibt es ihn überhaupt???“ Die Antworten sind sehr spannend, zum Teil auch überraschend, im positiven Sinn. Auch Diakon Thomas berichtet über schöne, ehrliche Gespräche.
Wir machen unter Sarahs Obhut die Fahne für die Firmfeier fertig - sie ist wunderschön. Die Lunchpakete werden ausgeteilt. Die letzten Abreisevorkehrungen werden getroffen. Gemütlich brechen wir in Richtung Bahnhof auf. Froh über den nahezu reibungslosen Verlauf des Wochenendes kommen wir in Hütteldorf an. Alle haben überlebt, Halleluja. Und ich hoffe auch, dass sich unsere „Kinder“ das eine oder andere mitgenommen haben.