23 Jahre lang war Christine Szedenik Pfarrsekretärin in Baumgarten. Nun verabschiedet sie sich mit Ende Juli 2019 in den wohlverdienten Ruhestand.
von Julia Stadler
Ganze fünf Priester hat Christine Szedenik in ihrer langen Amtszeit "überlebt". Wir haben sie zu ihrem Pensionsantritt im Pfarrhaus getroffen und ein bisschen über ihr Wirken und die Arbeit mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten gesprochen:
Wie war das damals eigentlich, wie kam es dazu, dass du diesen Job übernommen hast?
Am 2. September 1996 habe ich begonnen, nicht mehr "nur" ehrenamtlich zu arbeiten. Hineingekommen bin ich durch die Erstkommunion unserer Kinder (Anm: Conny, heute 38 und Martin, heute 35), die ja hier in die Volksschule gegangen sind, später dann in diversen Gruppen. Und dann habe ich nach meiner Karenz eh schon länger überlegt, wieder in den Beruf einzusteigen, aber das war gar nicht so einfach. Davor war ich in einer Bank tätig, und ich war so lange zuhause, dass sich schon so viel verändert hatte, gerade in dem Sektor, in dem ich gearbeitet hatte, mit Computer und so. Durch Zufall habe ich dann gehört, dass hier eine Pfarrsekretärin gesucht wird und einige haben dann gesagt, probier das doch. Also hab ich mich beworben. Da ist grad der Pfarrer Nebenführ gekommen und nach dem Vorstellungsgespräch hat er mir den Job einfach gegeben. Und es hat mir vom ersten Tag an gefallen, obwohl ich eigentlich niemanden hatte, der mich eingeführt hat, weil meine Vorgängerin schon länger weg war. Es war so Learning-by-doing.
Was macht man als Pfarrsekretärin eigentlich?
Du bist in erster Linie Ansprechpartnerin für Gemeindemitglieder, für Leute, die ihr Kind taufen lassen wollen, für Brautpaare, für Einsegnungen bei Begräbnissen - das gehört halt leider auch dazu - und, das hab ich auch sehr geschätzt, die Buchhaltung. Das hat mir immer besonders gefallen. Das war vor allem am Anfang sehr spannend, weil ich durch die vielen Priesterwechsel immer wieder einen großen Kirchenabschluss, eine große Abrechnung machen musste. Damals gabs da ja noch keine Computer dafür, das heißt, ich musste das alles händisch machen. Das kann sich heut keiner mehr vorstellen, wie viele Kontoblatterln per Hand geschrieben waren - das war sehr, sehr aufwendig. Da war ich dann doch sehr froh, als es dann Computer dafür gab!
Beschreibe mal deinen typischen Tagesablauf!
Also als Erstes begrüße ich immer den lieben Herrn Pfarrer, wenn er grad da ist, dann dreh ich mal den Computer auf und schaue meine Mails an. Und dann läutet eh schon meistens das Telefon! Dann kommen Leute, und dann kommt es immer drauf an, was gerade zutun ist, Begräbnisse vorbereiten oder Handwerker besorgen und so weiter. Und vor größeren Events wie die Erstkommunion oder Firmung ist natürlich mehr zu tun, aber wir haben ja Gott sei Dank auch sehr viele, tolle ehrenamtliche Mitarbeiter. Nur die Gesamtorganisation bleibt dann mir über. Und in die Erstkommunionsvorbereitung war ich ja sowieso immer involviert, vom Clemens ging das aus. Sei es als Gruppenleiterin, als Tisch-"Oma" oder für die Organisation von Kopien oder ähnlichem.
Das heißt, dein Tag war gar nicht immer gleich und hat auch nicht nur so lange gedauert, wie die Öffnungszeiten der Pfarrkanzlei sind?
Nein, überhaupt nicht. Wenn man die durchrechnet, ist das ja nicht so viel, ich bin aber kaum ausgekommen mit den 40 Stunden. Die Buchhaltung habe ich zum Beispiel fast nur noch zuhause gemacht, weil sich das anders gar nicht ausgegangen ist. Aber genau diese Vielfalt hat mir ja so Spaß gemacht. Weil eigentlich kaum ein Tag wie der andere ist, weil das ja drauf ankommt, wer vorbeikommt, welche Probleme die haben, manche bleiben auch länger und plaudern ...
Wie viele Priester hast du eigentlich "erlebt"?
Angefangen mit einem Jahr Pfarrer Nebenführ, danach ein Jahr Dr. Krawczyk, dann war vier Jahre Pfarrer Michael Scharf, dann 14 Jahre Pfarrer Clemens Abrahamowicz und jetzt eben der fünfte Pfarrer, Pawel Marniak, den ich verbraucht habt. [lacht]
Wenn du jetzt an diese 23 Jahre zurückdenkst, gab es ein Erlebnis, das dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja. Das war eigentlich recht bald am Anfang. Der Herr Pfarrer Nebenführ ist ja nach einem halben Jahr leider schwer erkrankt und musste ins Spital, da bin ich immer wieder zu ihm gefahren,
für Unterschriften und ähnliches, also, ich habe versucht, meinen Job einfach weiterzumachen. Und es meldet sich damals der Bischofsvikar Anton Berger plötzlich per Telefon und sagt: "Ich möchte
mich bedanken, dass Sie den Laden so schupfen, obwohl der Herr Pfarrer im Krankenhaus liegt, er sagt auch immer, wie toll Sie das machen!". Und das nach einem Dreivierteljahr! Da ruft dich der
Bischofsvikar persönlich an und bedankt sich - das war für mich schon etwas ganz Besonderes.
Und gab es mal was, was du nicht noch mal erleben magst?
Naja, darüber habe ich erst nachgedacht, aber ich wüsste jetzt nichts nachhaltig, was mich immer noch beschäftigen würde. Natürlich gibt's immer Personen, die nicht so zufrieden waren, die einen nicht verstehen wollen, da gibt's natürlich Momente, wo man sich denkt, arg, genug. Aber sonst wüsste ich jetzt nichts.
Was glaubst du, wirst du in der Pension am meisten vermissen?
Der Kontakt und die Dankbarkeit von so vielen Leuten, weil du dir Zeit für sie genommen hast, ihnen zugehört hast, für sie da warst ... Also ich denke mir, das wird wahrscheinlich am Anfang noch sein, das könnte ich mir vorstellen, was mir abgehen wird.
Und gibt es etwas, was du überhaupt nicht vermissen wirst?
Ja. Wenn ich zum Beispiel einen Anruf bekomme, das wo was kaputt ist, beim Dach hineinregnet ... Das werde ich bestimmt nicht vermissen. Da bin ich schon sehr froh, wenn ich mich dann nicht mehr um die Handwerker kümmern muss, oder erst mal einen Ehrenamtlichen anrufen, der sich das anschauen kann.
Mit welchem Priester hast du eigentlich am liebsten gearbeitet?
Natürlich habe ich am besten mit Clemens (Anm: ehem. Pfarrer Clemens Abrahamowicz) zusammengearbeitet, weil wir so lange zusammen waren. Und weil er auch so viel Vertrauen hatte, so viel mit mir besprochen hat, ich war auch ein bisschen die Privatsekretärin von ihm. Aber auch so, wenn es was gegeben hat in der Pfarre, hat er mich oft gefragt, was ich darüber denke, da war ein gutes, freundschaftliches Verhältnis da, wir waren ja auch gleich alt. Aber natürlich habe ich mit allen Pfarrern gut arbeiten können, auch mit Pawel (Anm: Pfarrer Pawel Marniak) jetzt, aber der ist natürlich auch ein ganz anderer Typ. Es war einfach nach 14 Jahren mit Clemens am engsten, da kennt man sich einfach sehr gut schon. Und die Herausforderung, sich immer auf wen neuen einlassen zu müssen, hat mir ja sowieso immer viel Spaß gehabt.
Und wann hast du entschieden, dass du genau jetzt in Pension gehst?
Eigentlich habe ich ja schon vor 2 Jahren überlegt, zu gehen, aber durch die zweite Pfarre hab ich mir dann gedacht, der Zeitpunkt passt nicht ganz, da hab ich lieber die Stellung gehalten. Und dann kam der Auftrag mit der Pfarre neu, und da kam was unheimlich Großes auf uns zu, und das alles dann einer neuen Nachfolgerin anzutun, da hab ich mir gedacht, nein, den Prozess mach ich noch mit. Wenn du so lange damit lebst, dann ist dir das einfach nicht wurscht. Dann kannst du nicht einfach so gehen, dann willst du, dass es den Menschen hier gut geht und alles gut läuft.
Und über Pfarrer Pawel hat sich ja dann Christina (Anm: Christina Völk, Pfarrsekretärin ab 1.8.) für deine Nachfolge gemeldet. Hast du da vielleicht ein paar Tipps, die du ihr für die neue Aufgabe geben möchtest? Irgendwas, das du vielleicht gerne zu Beginn schon gewusst hättest?
Puh, also eigentlich glaube ich nicht, dass sie Tipps braucht. Weil sie erstens mal jung, dynamisch ist, sie arbeitet extrem strukturiert und gut, kennt die Leute und das Umfeld. Wenn, dann einfach, dass sie immer ein offenes Ohr für alle hat. Aber das wars eigentlich. Oh, und: Nein sagen lernen. Von Anfang an. [lacht] Das hab ich nicht immer so gut gekonnt, auch wenn es mir vermutlich teilweise gut getan hätte. Also: In den richtigen Momenten nein sagen. Aber sie ist ja eh schon überall eingebunden bei uns, macht viel bei der Pfarrzusammenführung mit und so, sie kennt sich ja sowieso schon sehr gut aus.
Apropos: Was wird sich eigentlich ändern mit der Pfarrzusammenführung?
Für ein normales Gemeindemitglied wird sich eigentlich nichts ändern. Außer vielleicht die Messzeiten. Aber man hat den Pfarrer, den Kaplan da, doch das war's. Ich sehe jetzt gerade noch nicht wirklich das Einsparungspotenzial aber ich hab den Eindruck, dass das bei uns ganz gut funktioniert, weil die Pfarren ja schon länger etwas enger zusammenarbeiten. Und generell ist es ja ganz gut, ein bisschen über den Tellerrand zu schauen. Und wenn man bedenkt, dass es immer weniger Katholiken auch gibt, muss man sich natürlich was überlegen. Also ich bin einfach gespannt, was da draus wird, bin aber auf jeden Fall guter Dinge. Zum Beispiel im PGR funktioniert das ja schon sehr gut.
Themenwechsel: Was hast du eigentlich jetzt in deiner Pension vor?
Also privat ist es so, dass sich meine Enkelkinder, die sind jetzt viereinhalb und ein 3/4 Jahr alt, schon sehr drauf freuen, dass ich ein bisschen mehr Zeit für sie habe. Meine Tochter wird nach der Karenz jetzt bald wieder arbeiten gehen und freut sich natürlich, wenn ich mich öfter und mehr um die Kleinen kümmern kann. Das wird die Hauptaufgabe sein, aber auch unseren Garten, den ich eher vernachlässigt habe, um den würd ich mich wieder gern kümmern. Und natürlich ein bisschen reisen, vor allem Städtereisen mag ich gern. Im September haben wir bereits ein paar Tage Barcelona vor und im November dann Lissabon. Und um meine Mama, die ist jetzt 87 Jahre alt schon, werde ich mich mehr kümmern. Also, es wird schon ein bisschen eine Umstellung werden, aber ich freue mich natürlich darauf. Und ich bin ja auch nicht ganz von der Pfarre weg!
Also in der Pfarre wird man dich noch sehen?
Ja natürlich! Ich bin ja auch weiterhin noch im ehrenamtlichen Mesnerteam und auch so, wenn mal Not an der Frau ist, bin ich jederzeit gerne bereit, auszuhelfen. Das würde gar nicht gehen, dass ich mich da komplett zurückziehe.
Das hoffen wir, liebe Christine!! Vielen herzlichen Dank für deine unglaublichen 23 Jahre bei uns als Pfarrsekretärin, wir werden dich bestimmt sehr vermissen und immer mit großer
Dankbarkeit auf dein Wirken zurückblicken. Für deine letzten Arbeitstage (Anm.: Der wirklich letzte Tag wird der 31. Juli sein) wünschen wir dir noch viel Kraft - besonders für den großen Schritt
der Pfarrzusammenführung.
Hast du noch abschließende Worte?
Ich möchte mich unbedingt bei allen Leuten, allen Pfarrmitgliedern, den vielen Ehrenamtlichen, einfach allen herzlich bedanken, für die vielen netten Gespräche, für das Gefühl, dass die Leute
gerne gekommen sind. Es war eine sehr schöne Zeit - und ich verschwinde ja nicht. Ich wünsche jedenfalls der Christina alles Gute und vor allem wünsche ich ihr, dass sie genau so gut
aufgenommen wird wie ich!
Dafür werden wir sorgen. :) Vielen Dank für das Gespräch, Christine!