Gemeinsam in die Zukunft mit Mutter Teresa

Am 23. Juni 2019 feierten Baumgarten und Oberbaumgarten ein historisches Fest: die Gründung der Pfarre Heilige Mutter Teresa!

 

von Christina Völk & Rafael Riedler
Fotos: Tobias Bosina, Vu Phan Quoc



Sonntag, der 23. Juni 2019, 10 Uhr Vormittag. St. Anna ist so gesteckt voll, dass jedes freie Fleckerl für extra herbeigekarrte Sessel genützt wird. Weihrauch liegt in der Luft. Die Kirchenbänke sind in schickem Blau geschmückt. Unzählige Kinder, Frauen und Männer aus Oberbaumgarten und Baumgarten, aber auch zahlreiche Gäste von weiter weg strömen hinein. Die meisten sind festlich gekleidet und in den Gesichtern der Menschen lässt sich eine Mischung aus Stolz, Vorfreude und Neugier ablesen. Gekommen sind sie, um ein historisches Ereignis live und in Farbe mitzuerleben, von dem sie einst noch ihren Nachfahren erzählen wollen. Eine neue Pfarre entsteht. An diesem Sonntag im Juni wird die Pfarre Heilige Mutter Teresa offiziell gegründet.

 

Gespannt erwarten die in der rekordverdächtigen Zahl von 41 anwesenden Ministrantinnen und Ministranten auf den Stufen des Kircheneingangs die Ankunft des Erzbischofs von Wien. Pünktlich auf die Minute trifft der gut gelaunte und frisch genesene Kardinal Christoph Schönborn ein und nimmt sich ausführlich Zeit, jeden in der Nähe persönlich zu begrüßen. Dann übergibt er symbolisch den Schlüssel zur Pfarre an Pawel Marniak, der erst heute vom Moderator zum echten Pfarrer werden wird. Die immense Größe des Schlüssels erheitert den Kardinal, danach zieht er mit den zahlreichen Konzelebranten und der Ministrantenschar in die Kirche ein.

 

Während des Errichtungsgottesdienstes ist eine einmalige, ganz besondere Stimmung zu spüren. Wer seinen Blick durch die Kirche schweifen lässt und die riesige Anzahl an Gemeindemitgliedern und Freunden der Pfarre sieht, die hier gemeinsam in Zuversicht auf eine gute Zukunft der Teilgemeinden Baumgarten und Oberbaumgarten unter dem Schutz Mutter Teresas feiern, bekommt feuchte Augen. Auch die Politik ist gekommen, der Dechant verliest das Dekret des Kardinals und als besondere Ehrengäste sitzen in der ersten Reihe drei Schwestern aus dem Orden der Heiligen Mutter Teresa.

 

Gekommen ist auch Leo Maasburg, der langjährige Begleiter Mutter Teresas. Bei der Einstimmungsfeier am Vorabend in der Kirche zu den vier heiligen Evangelisten hatte er ausführlich und anhand berührender Anekdoten vom Leben unserer neuen Patronin erzählt. Jene Mutter Teresa, die nie jemanden verurteilte, die konsequent ihren Weg mit den Armen und Sterbenden ging und deren Markenzeichen auch in der aussichtslosesten Situation ihr ehrliches Lächeln war, das sie jedem Menschen unabhängig von Religion, Herkunft oder sozialem Status aus tiefstem Herzen schenkte. "I do it for Jesus", erinnert uns auch Christoph Schönborn in seiner Predigt an den Leitsatz Mutter Teresas und ermutigt uns, ihr nachzufolgen. Am Ender des Festgottesdienstes werden einige Kinder in einer lustigen Theaterszene dieses Prinzip noch einmal sehr anschaulich nachspielen. 

 

Neben den perfekt vorbereiteten und äußerst würdigen Ministranten in ihren je nach Herkunftsgemeinde weißen oder roten Gewändern sorgen auch die Orgel, eine Trompete und vor allem zwei Chöre für einen feierlichen Rahmen. Während der Kirchenchor von der Orgelempore singt, haben sich unten zahlreiche Sängerinnen und Sänger zu einem rhythmischen Chor zusammengeschlossen. Angesichts dieser vielen großartigen Musiker und des sangesfreudigen Pfarrvolks klingt auch der Gemeindegesang satt und voll wie selten zuvor.

 

Für die vielen Kinder, die an diesem letzten Sonntag vor den Ferien gekommen sind, gibt es zwei Kinderwortgottesdienste. Zur Gabenbereitung zieht die Schar an Mädchen und Buben durch den Mittelgang nach vorne ein, die Hände hoch in die Luft gestreckt und blaue Fähnchen schwenkend. Die Papierfahnen ziert ebenso wie die frisch gehissten Flaggen vor unseren beiden Kirchen das neue Pfarrlogo. Bei der Feier am Vorabend in Oberbaumgarten hatte die Grafikerin die Bedeutung erklärt: Die beiden Stile der Kirche finden sich im Logo genauso wie die Betonung der Gemeinschaft und das pulsierende Herz der Nächstenliebe in der Mitte, das uns wie die Blautöne an die Pfarrpatronin Mutter Teresa erinnern soll.

 

Pfarrer Pawel Marniak, Kaplan Rafal Bochen und unsere Aushilfskapläne erneuern im Rahmen der Messe ihr Weiheversprechen und in der Pfarre Heilige Mutter Teresa gelobt deren neuer Pfarrer dem Erzbischof und der Kirche ganz offiziell seine Treue und wird somit in seinem Amt als Leiter der neuen Pfarre installiert. Berührende Zeichen finden sich auch darüber hinaus in der bis ins letzte Detail liebevoll gestalteten Festmesse: Vertreter unterschiedlicher Generationen - die Kleinste mithilfe eines Schemels - lesen die vielfältigen Fürbitten, die Pfarrgemeinderäte und das Seelsorgeteam begrüßen einander herzlich mit Umarmungen und freundlichen Worten und das neue Evangeliar, das der Kardinal als Geschenk mitgebracht hat, wird in einer Menschenkette von einer zur nächsten Person weitergegeben. Gehen wir hinaus in die Welt und verkünden wir so die Frohe Botschaft in Worten und Taten!

 

Nach rund zwei Stunden endet die Liturgie zur Gründung der neuen Pfarre, weitergefeiert wird freilich noch lange. Rund um die Kirche laden Heurigenbänke, Getränke und zahlreiche köstliche Speisen sowie die Riesentorte im Logodesign zum gemütlichen Zusammensitzen, Plaudern und Kennenlernen der neuen Pfarrgeschwister ein. Die Kinder vergnügen sich derweil beim Schminken, Jonglieren oder den Riesenseifenblasen. "Vor zwei Jahren hätten wir wahrscheinlich noch zu Ihnen gesagt: Danke, dass sie uns das eingebrockt haben!", sagt ein Pfarrgemeinderat scherzhaft zu Kardinal Schönborn. Heute, an jenem historischen 23. Juni 2019, hingegen scheint die Unsicherheit und Reserviertheit in den Gesichtern der Oberbaumgartner und Baumgartner einer ehrlichen Aufbruchsstimmung und Vorfreude auf all das Gemeinsame, das uns erwartet, gewichen zu sein. Die Pfarre ist erfolgreich gegründet! Herzlich willkommen! Gehen wir gemeinsam in die Zukunft mit Mutter Teresa!   Rafael Riedler

 

Eine neue Pfarre entsteht

Im September 2012 erklärte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, dass die Erzdiözese Wien im Rahmen des „Diözesanen Entwicklungsprozesses APG2.1" eine neue Pfarrstruktur erhalten wird. Bis zum Jahr 2022 sollen mindestens 80% der neuen Pfarren gebildet sein.

Die „neuen Pfarren“ – auch „Pfarre mit Teilgemeinden“ (= Pfarre Neu) genannt – zeichnen sich vor allem durch eine inhaltliche Neuausrichtung aus, wie sie in der „Vision neuer Pfarren“ festgelegt ist und bereits in den Leitlinien angesprochen wurde: Ausrichtung auf Mission und Jüngerschaft, gemeinsames Priestertum, Entstehen neuer Gemeinden und gemeinschaftliche Leitung von Priestern und Laien.

Das strukturelle Zielbild ist: Viele örtliche von Laien geleitete Gemeinden bilden gemeinsam eine neue Pfarre. Pfarrverbände und Seelsorgeräume sind eine wertvolle Übergangsform in neue Pfarren. In diesem Vorgang werden zwar Pfarren aufgehoben, nicht aber Gemeinden.

 

Im Frühjahr 2016 fand in unserem Entwicklungsraum ein gemeinsames Startfest mit Gottesdienst und Besichtigung der Kirche St. Leopold am Steinhof statt.

 

Zwei Jahre lang ruhte dieses Thema, bis die Pfarrgemeinderäte im Mai 2018 ein Schreiben von Bischofsvikar Dariusz Schutzki erhielten, mit der Bitte um eine Stellungnahme zum Thema "Pfarre mit Teilgemeinden". Dieser Bitte sind sie nachgekommen und haben zugesagt, dass sie bereit sind, den Prozess zu starten, der Anfang Juli 2019 abgeschlossen sein soll.

Wenige Wochen später erhielten die Pfarrgemeinderäte den offiziellen Auftrag von Bischofsvikar Dariusz Schutzki, der Anfang September bei einer gemeinsamen Sitzung mit großer Mehrheit angenommen wurde.

 

So machten sich die Pfarrgemeinderäte an die Arbeit, denn es gab einiges zu tun:

  • Oktober/November 2018: Zunächst mussten wir uns für einen Namen der neuen Pfarre entscheiden. Ganz wichtig war uns bei diesem Prozess, dass auch die beiden Gemeinden aktiv mit eingebunden werden und alles so transparent wie möglich gestaltet wird; so sammelten wir insgesamt 60 Namensvorschläge, die dann bei der ersten gemeinsamen Pfarrgemeinderats-Klausur vorgestellt wurden. Jene 10 Vorschläge mit den meisten Stimmen wurden Kardinal Christoph Schönborn übermittelt, der unseren Favoriten bestätigt hat: Die neue Pfarre wird "Pfarre Heilige Mutter Teresa" heißen.
  • Dezember 2018: Nachdem der Name feststand, überlegten wir uns, welche Kriterien das neue Logo erfüllen sollte. Um diese festuzlegen, trafen sich Vertreter und Vertreterinnen beider Gemeinden. Besonders wichtig war uns, dass das Logo beide Gemeinden repräsentiert. Dazu engagierten wir eine professionelle Grafikerin, Sandra Gradisnik, die bereits für eine andere Pfarre in Wien ein Logo entworfen hat. Sie lieferte uns drei Vorschläge, von denen wir uns für einen entschieden. An diesem arbeitete sie so lange weiter, bis wir bei der Pfarrgemeinderats-Sitzung im März eine Ent-scheidung trafen.
  • Jänner 2019: Zuvor entschied Kardinal Christoph Schönborn, dass die Kirche St. Anna den Titel "Pfarrkirche" tragen wird. Mit diesem Titel sind laut den Richtlinien zum Diözesanen Entwicklungsprozess und der ‚Rahmenordnung Liturgie‘ „keine weiteren Rechte und Pflichten“ verbunden. Diese Entscheidung des Kardinals beinhaltet, dass weiterhin in beiden Kirchen unserer Pfarre sämtliche liturgische Feiern, wie auch Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse etc. gefeiert werden dürfen.
  • März 2019: Die beiden Pfarrgemeinderäte legten fest, wie die zukünftigen Teilgemeinden heißen werden: "Baumgarten" und "Oberbaumgarten".

So durften wir am 23. Juni 2019 mit Kardinal Christoph Schönborn die Gründung unserer neuen Pfarre Heilige Mutter Teresa feiern.

Am 3. Juli 2019 erfolgt dann noch die offizielle Übergabe.   Christina Völk


Einstimmungsfeier am 22. 6. 2019 in Oberbaumgarten

Errichtungsgottesdienst am 23. 6. 2019 mit Kardinal Christoph Schönborn