Messen per Live-Stream - Ein Rückblick

Während des Corona-Lockdowns sendete der YouTube-Kanal unserer Pfarre täglich bis zu 4 Gottesdienste bzw. Gebete - 15 Wochen lang.

 

von Gabi Moritz
Fotos: Fotoarchiv der Pfarre



Hauskapelle und Studio
Hauskapelle und Studio

Die sprichwörtlichen „Iden des März“ hatten in diesem Jahr 2020 wohl einen besonders bitteren Beigeschmack: Der corona-bedingte Lockdown großer Teile des öffentlichen Lebens in Österreich wurde bekanntgegeben. Diese Maßnahmen machten auch vor den Toren unserer Gotteshäuser nicht halt. 

 

Zum ersten Mal seit den letzten Kriegstagen konnten in Österreich keine Gottesdienste in den Kirchen gefeiert werden: Eine Situation, die die wenigsten von uns schon jemals erlebt hatten. In unserer Pfarre waren – wie in sämtlichen Firmen, Schulen, Gasthäusern und anderen Einrichtungen unseres Landes - plötzlich Improvisation, Kreativität und Ideenreichtum gefragt.

 

Pfarrer und Diakon während einer Stream-Messe
Pfarrer und Diakon während einer Stream-Messe

 

Relativ bald kam Pfarrer Pawel Marniak zu dem Entschluss, die digitalen Kanäle, über die die Pfarre Heilige Mutter Teresa schon verfügte, für die Gottesdienste zu nützen.

 

Während er selbst und Diakon Anselm Becker in Baumgarten auf diese Weise die Stellung hielten, feierte die „Oberbaumgartner Pfarrhof-Gemeinschaft“ Kaplan Rafal Bochen und Kaplan Justin Makungu täglich in der leeren Tageskapelle am Baumgartner Spitz einen Gottesdienst in Vertretung der ganzen Teilgemeinde.

Ministrant im Homeoffice
Ministrant im Homeoffice

 

Es schaut wirklich nach einer göttlichen Fügung aus, dass die mittlerweile so berühmte Hauskapelle im Pfarrhof erst eine Woche vor dem Lockdown fertiggestellt wurde.

 

Zuvor war dort ein Besprechungszimmer, das langsam renoviert und umgebaut wurde. Nur das regelmäßige Drängen von Diakon Anselm Becker führte dazu, dass am 15. März dieser Raum als Kapelle und Studio sofort zur Verfügung stand. 

 

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion brachten Pfarrer und Diakon den Not-Tabernakel aus der Kirche am Gruschaplatz in die Hauskapelle. Gefilmt wurde stets mit der Kamera eines Notebooks. Fleißige Pfarrmitglieder brachten weitere technische Gerätschaften im Pfarrhof vorbei, um für ein gutes Bild und einen guten Ton zu sorgen.

 

In zwei Nächten Selbststudium über die Möglichkeiten von YouTube-Streams erarbeitete sich Pfarrer Pawel das notwendige Know-How, um am Sonntag, den 15. März, abends die erste Online-Abendmesse feiern zu können.

 

 

Seither waren Pfarrer Pawel Marniak und Diakon Anselm Becker über 15 Wochen täglich in unseren Wohnzimmern zu Gast und haben mit uns gebetet und Gottesdienst gefeiert.

 

Was mit einer schlichten Abendmesse begann, wurde zu einem umfangreichen Streaming-Angebot ausgebaut: tägliche Mittagsgebete, tägliche Messen, tägliche Abendgebete, wöchentliche Kinderwortgottesdienste und sonntägliche Morgengebete. Von anfänglich unter 50 Followern auf YouTube steigerte sich die Zahl auf 325.

 

Live-Kinderwortgottesdienst mit Bastelarbeiten
Live-Kinderwortgottesdienst mit Bastelarbeiten

Pfarrer Pawel Marinak beherrschte die YouTube-Klaviatur mittlerweile so gut, dass es ab den Kar-Tagen auch möglich war, Gemeindemitglieder aktiv am Gottesdienst zu beteiligen, indem Audio- oder Videofiles mit Lesungen oder Liedern eingespielt wurden. Es bedurfte vieler fleißiger Hände, die Sonntags-Streams nunmehr auf diese Weise feierlich zu gestalten.

 

Der bei YouTube vorhandene Live-Chat entwickelte sich zum wichtigen Instrument der Streaming-Gottesdienste: Die Mitfeiernden konnten von daheim aktiv Fürbitten schicken oder einfach bekanntgeben, dass sie „live dabei sind“. Für Pfarrer Pawel Marniak - der ja in einem leeren Raum zelebrierte – ermöglichte dieser Chat, seine Gottesdienstgemeinde trotzdem „vor Augen“ zu haben. „Obwohl wir getrennt voneinander waren, war ich euch noch nie so nahe, wie in dieser Zeit“, pflegt er im Rückblick auf die Streaming-Messen zu betonen.

 

Was als Notlösung begonnen hatte, erwies sich als ein sehr gut angenommenes, die Pfarr- und Landesgrenzen überwindendes Seelsorgeangebot.

 

Mit der Öffnung der Gotteshäuser ab Mitte Mai wurden die Streams zugunsten der Gottesdienste in den Kirchen langsam wieder verringert. Mit 29. Juni wurden sie ganz eingestellt.

 

ABER:

 

Die Möglichkeiten, die sich über das Online-Angebot aufgetan haben, die wollen wir natürlich nicht vergessen. Pfarrer Pawel Marniak wird die Sommerwochen auch dazu nützen, Ideen für ein weiterführendes Angebot im Herbst zu sammeln. Wir dürfen gespannt sein.