Am Aschermittwoch empfangen wir ein Aschenkreuz auf der Stirne und der Priester ermahnt uns “Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“.
von Helga Högl
Ab dem 12. Jahrhundert wurde die Asche aus verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gewonnen und im Gottesdienst vom Priester mit Weihwasser besprengt und gesegnet. Vielerorts wird noch die Asche über das Haupt gestreut.
40 Tage lang bereiten wir uns durch Besinnung, Buße und Verzicht auf das kommende Osterfest vor. Als Beispiel dient die Bibelstelle von der Versuchung Jesus „Er hatte 40 Tage und Nächte in der Wüste gefastet, wo er wiederholt den Versuchungen des Teufels widerstand“.
Heute sind die Fastenvorschriften sehr gelockert und andere Formen wie Verzicht auf TV, Auto-Fasten u.a.m. wurden zeitgemäß. Trotzdem blieb der Aschenritus bestehen.
So wie der Fasching mit viel Aufwand begrüßt wurde, so auch seit dem Mittelalter die Fastenzeit mit einem sauren Hering und Brezeln; bald uferte das Fest zu einem opulenten Heringsschmaus aus, was heute als traditionsreicher Brauch gewertet wird.
Seit dem 15. Jahrhundert fanden in den Ordenskirchen Kreuzwegandachten und Fastenpredigten statt. In fast jeder katholischen Kirche hängen 14 Kreuzwegstationen in verschiedensten Formen.
Es gab auch Kreuzweg-Prozessionen vor allem zu den Kalvarienberg-Kirchen in der Stadt und am Land (Erinnerung an Stift Heiligenkreuz).
Auch das Benefiz-Suppenessen unter der Devise „Suppe essen – Schnitzel zahlen“ am Familienfasttag gibt es heute noch in vielen Pfarren. Der Schwerpunkt liegt nun auf Bekämpfung des Hungers in aller Welt.
Die Verhüllung der Kreuze und Altarbilder ist eigentlich ein „Fasten mit den Augen“. Besonders wertvolle alte, große Fastentücher – eine Bilderbibel - sieht man in einigen Kirchen, wobei es auch schon modern gestaltete Tücher zu aktuellen Themen gibt.
Jesus ermahnt uns: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: sie haben ihren Lohn bereits erhalten“ (Mt. 6,16-17) . Weitere Beispiele betreffen Almosen geben, öffentlich beten, das Haar salben und das Gesicht waschen.
Brauchtum und kirchliche Traditionen vermischen sich - aber sie sprechen die Seele an und setzen Emotionen frei, sie können befreien.