Das Brauchtum der Karwoche


In einer dreiteiligen Mini-Serie reisen wir durch das Brauchtum der Fastenzeit und der Ostertage.

 

 

von Helga Högl



Die Karwoche, die heilige Woche mit einer Reihe von liturgischen Feierlichkeiten, beginnt mit dem Palmsonntag. Der Name Karwoche kommt von dem mittelhochdeutschen Wort chara, was soviel wie Trauer, Wehklage, Kummer bedeutet. Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, der vor Jahrhunderten im Volksbrauch bildlich dargestellt wurde. Die geschnitzte lebensgroße Christusfigur auf einem Esel reitend, wurde während der Prozession mitgezogen. Statt der Palmzweige tragen wir in unseren Breiten Weidenkätzchen als willkommene erste Frühlings- boten. Die segensbringenden geweihten Palmbuschen werden in die Erde gesteckt, im Haus und Stall angebracht und ein Jahr lang aufgehoben. Die  Lesung der Passion mit verteilten Rollen erinnert an die ehemaligen alten Schauspiele in den Kirchen.  Die aufwendigen „modernen“ Passions-Festspiele folgen dieser Tradition.

Der Gründonnerstag leitet den Namen von „greinen“, d.h. weinen ab – das typische Gründonnerstagsmenü mit Spinat und Spiegelei oder Kräutersuppe ist nach wie vor beliebt.

Am Gründonnerstag läuten die Glocken bis zum Gloria, dann werden sie durch Ratschen ersetzt, ebenso schweigt die Orgel. Auch bei uns treten die “Ratschnbuam” (auch Mädchen) mit den hölzernen Ratschen in Aktion und ersetzen die Glocken, die ja bekanntlich nach Rom fliegen. Die Buam gingen von Haus zu Haus und erhielten die süßen Osterflecken, heute allerdings gefärbte Ostereier, Geld oder Schokolade. 

 

Entsprechend der Bibelstelle, wonach Jesus den Jüngern die Füße wusch, wird in vielen Pfarren der Brauch der Fußwaschung an 12 Gläubigen als Demutsgeste eingeführt.

Das Grab Christi wurde seit dem Mittelalter als Nachbildung der Jerusalemer Grabkapelle dargestellt und bis heute ist die Grablegung in der Kirche üblich. In Nischen oder Kapellen liegt der Leichnam Christi manchmal mit schlafenden Grabwächtern, manchmal von Engeln begleitet. Das Heilige Grab in der Wieskapelle in der Kirche von Mariabrunn ist ein eindrucksvolles Beispiel. So wie es Weihnachtskrippen gibt, wird auch das Leiden Jesu in den sogenannten Passionskrippen oder Fastenkrippen dargestellt. Die Materialien können Papier, Holz, Ton, Wachs für bekleidete Figuren usw. sein.

„Gräberschauen“ war in der Barockzeit überaus beliebt. Ähnlich dem Spaziergang zu den Weihnachtskrippen, zogen die Gläubigen von Kirche zu Kirche, verbunden mit der Anbetung des Allerheiligsten.

Die Osternachtfeier beginnt mit dem Entzünden des Lichts vor der Kirche, dem Hineintragen mit dem Ruf „Lumen Christi“, der Eucharistiefeier und Tauferneuerung. Die Glocken läuten und die Orgel erklingt wieder. Die große Osterkerze als Lichtträger hat symbolische Bedeutung, ist sie doch mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega, dem aufmodellierten Kreuz, der Jahreszahl und fünf Wachsnägeln geschmückt, die den fünf Wundmalen Christi entsprechen. Mit dem Entzünden des Lichts wird die Auferstehung Christi - Höhepunkt des Kirchenjahres - betont.

In einigen Pfarren findet die Feier erst am Ostermorgen um 5 oder 6 Uhr Früh statt.

Der Emmausgang am Ostermontag gedenkt des auferstandenen Christus, dem die Jünger am Weg nach Emmaus begegneten.

 

Dieser Brauch wird vielerorts organisiert oder zumindest der Tag privat für einen Ausflug genützt. Brauchtum vermischt sich harmonisch seit Jahrhunderten mit der Liturgie.