Der 2. Sonntag im Marien-Monat Mai ist traditionell Muttertag, aber keine Erfindung der Floristen.
von Helga Högl
Unter der Flut an Blumen und Geschenken kommt der Sinn des „Tages der Frau“ entschieden zu kurz.
Der 2. Sonntag im Marien-Monat Mai ist traditionell Muttertag, aber keine Erfindung der Floristen, sondern die Wurzeln gehen auf die von der Amerikanerin Ann Jarvis initiierte Predigt im Jahr 1905 zurück. Darin ehrte sie ihre verstorbene Mutter und betonte die Wichtigkeit, Mütter schon zu Lebzeiten zu schätzen. Im Jahr 1865 gründete sie den „Mothers Friendship Day“ im Rahmen einer Mutterbewegung.
Das Bewusstsein einer benachteiligten Frauenschaft, besonders der Mütter, ging über nach Europa, wo sich viele Frauenvereine, Frauenbewegungen formierten und um Gleichberechtigung in Bezug auf Bildung, Wahlrecht und in der Gesellschaft, um Freiheit und Selbstbestimmung kämpften. Im wahren Sinn des Wortes, viele wurden eingesperrt, geächtet, verloren ihre Familie und Existenz. Denn: das dominierende patriarchalische System und der männliche Herrschaftsanspruch waren durch diese Forderungen bedroht und mussten unangetastet bleiben.
Marianne Hainisch (1839-1936) war im Bürgertum etabliert, gebildet, Ehefrau und Mutter und erkannte bald, dass für die Mädchen eine Berufsausbildung und Zugang zu Studien erforderlich waren, um ihnen eigenständige Lebensgrundlagen zu ermöglichen.
Als Pionierin der österreichischen Frauenbewegung gründete sie 1902 den „Bund österreichischen Frauenvereine“ und übernahm nach dem Tod von Bertha von Suttner als überzeugte Pazifistin auch den Vorstand der Friedenskommission.
Marianne Hainisch folgte der Idee des Muttertags und setzte ihn auch 1924 durch; als Mutter des ersten Bundespräsidenten der ersten österreichischen Republik, Michael Hainisch, setzte sie Schwerpunkte vor allem was die Ausbildung für Mädchen, Gründung von Berufsschulen und in der Folge den Zugang zu Universitäts-Studien. Viele Forderungen auch ihrer Mitstreiterinnen wurden erst im 20. Jahrhundert verwirklicht.
Die Verehrung der Mutter Gottes steht aber im Monat Mai im Vordergrund mit Mai-Andachten und Wallfahrten.