Tod - war's das?


Die Mitte des Triduums ist gleichzeitig der Tiefpunkt, Jesus ist verraten und gefangen, Petrus verleugnet ihn dreimal, es scheint keine Hoffnung zu geben, Jesus stirbt am Kreuz und wird begraben. War’s das?

 

von Manfred Kainrath
Fotos: Manfred Kainrath, Christina Völk



 

Wie war das noch gleich am Vorabend? Wir gedachten dem großartigen Zeichen des Dienens und der Demut und der Einsetzung der Eucharistie, aber es war auch bereits die Rede von Verrat. Heute wird es tatsächlich wahr: Jesus wird - von einem seiner eigenen Jünger - verraten und im Garten Getsemani gefangen genommen. Was ist ihm seither nicht alles angetan worden?

 

Er wurde verhöhnt und verspottet, verleumdet und seiner Kleider beraubt, bespuckt und gequält, von einem zum anderen geschleppt, aufs Neue verhört, mit Dornen gekrönt und letztendlich gegeißelt, zum Tode verurteilt und gekreuzigt ...

 

Der Karfreitagsgottesdienst findet in einer stillen und schmucklosen Kirche statt, der Tabernakel ist leer und steht offen, keine Blumen schmücken den Altarraum und der Volksaltar zeigt sich ohne Tuch und Kerzen. Die Ministranten, Pfarrer Pawel Marniak und Kaplan Moses Mgimiloko ziehen heute ganz ohne Musik, ohne Glocken und ohne Gesang ein. 

 

In den heutigen Texten der Heiligen Schrift wird bereits darauf hingedeutet, dass die Leidensgeschichte letztendlich gut ausgehen wird: Jessaia: „Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht“, auch wenn die Leidensgeschichte nach Johannes noch damit endet, dass Jesu Leichnam in ein noch unbenutztes Grab gelegt wird.

 

 

Mit den großen Fürbitten, diesmal aus dem traurigen Anlass des Ukraine-Krieges um eine erweitert, endet der erste Teil, der Wortgottesdienst der Gedächtnisfeier vom Leiden und Tod Christi. Der zweite und wichtigste Teil dieser Feier besteht einzig aus der Erhebung und Verehrung des heiligen Kreuzes.

 

Kaplan Moses Mgimiloko holt das noch verhüllte Kreuz von der Kapelle ab und enthüllt es in drei Phasen, wobei er jedes Mal "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen" ruft, was das Volk mit "Kommt, lasset uns anbeten!" beantwortet. Auf dem Weg zum Volksaltar enthüllt er den Corpus Christi. 

 

Der Kaplan, unser Seminarist, die Ministranten und das Volk verehren das erhöhte Kreuz, jeder auf seine Art und Weise, viele haben Blumen mitgebracht, die für den festlichen Schmuck der Kirche zur Osternacht verwendet werden. 

Für den abschließenden dritten Teil, die Kommunionfeier, wird das heilige Sakrament, das gestern konsekriert wurde, zum Altar gebracht. Nach der Kommunion werden wir auch heute ohne Segen entlassen und eingeladen, an der Grabwache teilzunehmen.

 

 

 

 

 

 

 

Die Vorfreude auf das fröhliche Feiern in der Osternacht macht uns diesen Tag leichter erträglich, denn das war's noch nicht!