Osternacht: Vom Dunkel ins Licht


Mit der feierlichen Osternacht erreichte die Heilige Woche ihren Höhepunkt. Unsere Pfarre feierte die Auferstehung des Herrn, den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. 

 

von Rafael Riedler
Fotos: Vu Phan Quoc, Rafael Riedler, Christina Völk



 

Es fühlte sich beinahe an wie ein "Ostern wie damals". Konnte die Gemeinde 2020 Ostern überhaupt nur zuhause vorm Fernseher mitfeiern und im Vorjahr nur in eingeschränkter, gekürzter Form in der Kirche, war heuer endlich wieder ein nahezu normales Feiern möglich. Und so begingen Baumgarten und Oberbaumgarten in ihren Kirchen eine wunderschöne Osternacht mit all den Riten, Texten und stimmungsvollen Elementen, die wir alle so lieben. 

 

Erinnern wir uns: Der Karfreitag war liturgisch bewusst mit einem "Cliffhanger" zu Ende gegangen, kein "Gehet hin in Frieden" beendete wie üblich den Gottesdienst. Ein Hinweis darauf, dass der Tod nicht das letzte Wort haben sollte, dass die Dunkelheit nicht von Dauer sein würde.

 

Zu Beginn der Osternachtsfeier war es tatsächlich noch recht dunkel, nur das Osterfeuer loderte vor der Kirche. Doch schon kurz darauf begann die neue, am Feuer entzündete Osterkerze, die vom Priester in den dunklen Kirchenraum getragen wurde, in die Dunkelheit auszustrahlen. "Lumen Christi" - Christus das Licht - erschallte der Ruf fast wie eine Aufforderung an das Dunkle und Böse, doch endlich zu weichen. Und so sollte es auch kommen - das Licht verbreitete sich buchstäblich wie ein Lauffeuer, immer mehr Kerzen erhellten die ganze Kirche.

 

Nach dem wunderschönen Osterlob wurden bei den Lesungen wichtige Stationen auf dem Weg Gottes mit seinem Volk hervorgehoben, von dem Hymnus zur Erschaffung der Welt über den Auszug aus Ägypten bis zu dem Wunder, dass Gott es sogar schafft, unser Herz aus Stein in ein Herz aus Fleisch zu wandeln. Wie dringend benötigt doch unsere Welt gerade in diesen Tagen Menschen, die den Frieden in ihrem Herzen tragen!

 

"Gloria in excelsis deo!" sind die Worte, die den fantastischsten Gänsehautmoment überhaupt einleiten. In den mystischen, stillen und nur von Kerzenlicht beleuchteten Kirchenraum hinein platzt mit voller Wucht das Sturmläuten der aus Rom zurückgekehrten Glocken, gefolgt vom Brausen der Orgel und dem Chor der ganzen Kirchengemeinde, der voller Freude "Ehre sei Gott in der Höhe" singt. Wie ein Sonnenaufgang erstrahlen die Lichter an allen Orten der Kirche immer heller, bis es plötzlich taghell ist. Jetzt haben die Dunkelheit, der Tod, das Leid und das Böse keine Chance mehr. Jesus ist auferstanden und hat ihnen den Schrecken genommen. Uns allen aber schenkt er das ewige Leben. Nach dem unaushaltbaren Cliffhanger ist nun endlich das Happy End gekommen. Unter den Feiernden merkt man, wie auch aus den Gesichtern die Anspannung schwindet und der Freude, Leichtigkeit und guten Laune Platz macht. Voller Überzeugung hört man viele lautstark beim Halleluja mitsingen. "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?", lautet die frohe Osterbotschaft, "Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden."

 


Nach dem Wortgottesdienst folgt die Erneuerung des Taufversprechens. Die Ministranten füllen die Weihwasserbecken mit neuem Weihwasser, unsere Priester besprengen die Gemeinde mit dem segensreichen Wasser des Lebens. In der Eucharistie schließlich können alle Anwesenden dieses Lamm Gottes, Jesus, der für uns gestorben und nach drei Tagen auferstanden ist, ganz in sich aufnehmen. In Baumgarten begleitet nach langer pandemiebedingter Schaffenspause der quer durch die Generationen stark vertretene Good-News-Chor wie den ganzen Gottesdienst auch diesen zentralen Teil der Messe, in Oberbaumgarten umrahmt ein engagiertes Ensemble die Feier musikalisch.

 

Mit der traditionellen Speisensegnung schließlich findet die Osternacht ihr liturgisches Ende. Im Pfarrheim findet freilich nach drei Jahren auch eine schmerzlich vermisste Zusammenkunft quasi ihre Wiederauferstehung: Jung und Alt sitzen bei einer Osteragape bis spät in die Nacht zusammen, unterhalten sich angeregt, tauschen Schokoeier aus, haben Freude beim Eierpecken und feiern bei gutem Essen und Getränken den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Frohe und gesegnete Ostern!