Ab 1. September arbeitet Sonja Reeh als Pastoralhelferin in Ausbildung in unserer Pfarre.
von Gabi Moritz
Fotos: Pawel Marniak, Gabi Moritz
Ich durfte unsere neue Pastoralhelferin Sonja Reeh (SR) gleich an ihrem ersten Arbeitstag zu einem ausführlichen und sehr persönlichen Interview treffen:
Herzlich willkommen in unserer Pfarre! Wie dürfen unsere Pfarrfamilienmitglieder Sie oder dich denn nennen?
SR: Am liebsten per du, also Sonja. Ich tendiere zum Du und auch dazu, sprachlich eher sehr locker zu sein. Ich hoffe, dass ich damit nicht in irgendwelche Fettnäpfchen trete.
Willst du zuerst ein bisschen etwas über dich erzählen?
SR: Ich bin in Wien geboren und aufgewachsen, obwohl ich einen exotischen Look habe. Meine Mutter ist aus Südafrika, mein Papa ist Österreicher und ich bin die optische Mischung. Ich bin auch älter als ich aussehe, sagt man jedenfalls. Ich bin 40.
Ich bin nicht klassisch in der Pfarre großgeworden. Pfarrgemeindeleben ist für mich Neuland, ich lerne es erst seit einem Jahr und 3 Monaten kennen. Davor war ich viel unterwegs, hab in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Mein Glaubensleben kommt mehr aus dem freikirchlichen Kontext, davon waren meine letzten 20 Jahre geprägt. Meine Kinder- und Jugendjahre waren in der katholischen Kirche, jedoch auf den Kirchgang und die Sakramente beschränkt.
Glaubensthemen haben mich immer sehr interessiert. Wann immer es mir möglich war, vor allem auf der Uni, habe ich meine Arbeiten zu einem Glaubensthema gemacht, auch wenn es ein anderes Unterrichtsfach war. Ich hatte immer diese Begeisterung für den Glauben, auch als Kind, selbst, wenn ich nicht verstanden habe, was in der Messe passiert. Ich war immer sehr glücklich, in einem Kirchenraum zu sein, weil ich gewusst habe, ich bin mit Gott. Das war mir schon sehr früh sehr bewusst. Ich habe wohl so einen kontemplativen Touch. Das Nach-innen-Gekehrte, das war bei mir immer schon sehr stark. Das Nach-außen-Gekehrte und, dass ich jetzt im Dienste der Kirche stehe, ist eher eine jüngere Erscheinung in meinem Leben.
Ich hab im Internet ein bisschen recherchiert, und da findet man, dass du bei den Don-Bosco-Schwestern in Salzburg ein freiwilliges Ordensjahr gemacht hast.
SR: Ich bin zufällig über einen Urlaub im „Haus der Stille“ nahe Graz darauf gestoßen. Ich habe dort eine junge Frau getroffen. Sie hat mir erzählt, dass sie überlegt, das "Freiwillige Ordensjahr" im Haus der Stille zu machen. Ich habe ihr gebannt zugehört und dieses Thema dann mit nach Hause genommen. Dann hab ich auch noch den Flyer dazu entdeckt. Der lag später zu Hause neben meinem Computer und hat mich richtig angezogen. Als ich nach zwei Wochen hineingeschaut habe, habe ich Feuer gefangen. Das war für mich wirklich überraschend. Ich hab auf einmal eine Begeisterung gespürt - in mir für mich. Auf dem Flyer stand die Frage „Wäre das was für mich?“ und in meinem Fall hat mich das direkt angesprochen.
Damit hat es begonnen. Mein Plan wäre gewesen, das "Freiwillige Ordensjahr" in Wien zu machen. Schwester Ruth Pucher MC, die Koordinatorin des Programms, hat mir geraten, für die Ordenszeit einen anderen Ort zu wählen. Nach einem ausführlichen Bewerbungs-gespräch hat sie mir vorgeschlagen, diese Zeit mit einem Pastoralpraktikum zu verbinden. Diese Ereignisse waren für mich wie vom Himmel gefallen. Ich hab es nicht geplant, ich hab es nicht durchdacht. Sondern ich bin ins Haus der Stille gefahren, um meine Kontrolle loszulassen und der Stille Raum zu geben. Und für mich persönlich hatte ich genau dort meine Gottesbegegnung: So wie das oft ist: Wenn man selber alles aus der Hand gibt, dann kann klarer und deutlicher werden: Was hat Gott mir eigentlich zu sagen? Für mich war es genau das: das "Freiwillige Ordensjahr", das Gespräch mit Schwester Ruth, ihre Schlussfolgerung, dass ein Pastoralpraktikum in einer Pfarre für mich interessant sein könnte. Wie man sieht, hat sie einen sehr guten Riecher gehabt.
Und du warst dann wirklich ein Jahr dort?
SR: Man kann wählen, mindestens drei Monate oder bis zu einem Jahr mit einem Orden mitzuleben. Ich hätte gerne ein komplettes Jahr gemacht, aber da der Rat war, aus Wien wegzugehen, musste ich auch daran denken, meine Wohnung in Wien und alles andere zu erhalten. Drei sehr intensive Ordensmonate habe ich mit den Don Bosco Schwestern in der WG Haus Mornese in Salzburg verbracht, verbunden mit einem Berufsorientierungspraktikum im benachbarten Pfarrverband. In dieser Zeit habe ich das Berufsbild der Pastoralassistentin für mich geprüft. Schließlich wurde die Erfahrung des Ordensjahrprogramms für mich tatsächlich eine über ein komplettes Jahr, weil ich als Teil des Programms vier weitere Wochenenden mit unterschiedlichen Orden in Österreich verbracht habe und es mein Denken über das Jahr hinweg angeregt hat. Diese Zeit hat alle wichtigen Prozesse in Gang gebracht, die mich heute hier sein lassen.
Du warst in einer anderen Pfarre in Wien aber auch schon als Pastoralpraktikantin. „Praktikantin“ deswegen, weil du noch in Ausbildung bist?
SR: Ja, genau. Es gibt verschiedene Wege zur Pastoralassistentin. Meiner ist der berufsbegleitende Weg. Das heißt mit Tag 1 beginne ich meine Ausbildung aber auch vor Ort in der Pfarre zu wirken. Letztes Jahr war mein Praktikumsjahr wirklich der erste Einstieg in das Pfarrgemeindeleben.
Da warst du wo?
SR: Da war ich im 22. Bezirk in der Pfarre Aspern. Das ist eine Pfarre mit drei Teilgemeinden und ich war hauptsächlich am Standort Seelsorgezentrum St. Edith Stein in der Seestadt. Einem ganz neuen Stadtteil im Stadtteil.
Bei uns ist es dann, vermute ich, rein optisch schon anderes.
SR: Genau, „gstanden“. (lacht)
Ich nehme an, du hast dich im Vorhinein schon über unsere Pfarre informiert. Was weißt du denn schon von "uns"?
SR: Ich habe mich im April in meiner Bewerbungszeit informiert. Die Pfarre Heilige Mutter Teresa hat ja wirklich einen tollen medialen Auftritt. Für mich war das ausschlaggebend. Die Pfarre war dadurch super zugänglich für mich. Obwohl ich in meinem eigenen Wohnzimmer war, hab ich die Pfarre spüren können. Es gibt den YouTube-Kanal. Da hab ich mir schon ein bisschen die Gemeindemitglieder anschauen können. Es gab viel an Kinderprogramm und Messen mitzuverfolgen. Ich hab gleich beschlossen, bei einem Livestream dabei zu sein. Es war so leicht, mich von der Ferne schon mal einzufühlen. Dann hab ich es auch künstlerisch empfunden. Die Kirchenräume werden ja auch total schön gezeigt. Es gibt diese zwei Kirchenvideos* mit wunderschöner Musik. (*siehe unten)
Ja, die hat ein Kameramann aus der Pfarre gemacht.
SR: Ich bin dagesessen und hab mir gedacht: „Wow!“ Sogar das Logo ist mir aufgefallen. Das hat mich auch angesprochen. Ich hab mich durchgeklickt und hatte so ein „Eh klar, dass ich dazupasse“-Gefühl.
Und dann hab ich beschlossen, ich kann nicht nur online gehen, ich schaue einfach einmal vorbei. Ich bin hierher gefahren und hab mir nur mal die Örtlichkeiten angeschaut. Dann war ich in Oberbaumgarten und hab mir gedacht, jetzt schaue ich mir auch den Kirchenraum an. Ich hatte das Gefühl, das kenne ich eh schon alles, weil ich die ganze Dokumentation schon intus hatte. Ich bin in den Kirchenraum reingegangen und dann da gestanden, unerwartet am Start einer Abendmesse. Ich hatte das Gefühl, jetzt kann ich keinen Rückzieher machen. Vor mir stand Pfarrer Pawel und dann hab ich mir gedacht: „OK, wenn das jetzt schon so ist, ich schneie rein mitten zu Messbeginn und vor mir steht schon der Herr Pfarrer, dann bleib ich jetzt auch gleich und frage ihn, ob wir ein Gespräch führen.“
Aber was bei meinen Recherchen am meisten hängengeblieben ist, ist, dass ich eine super engagierte Pfarrgemeinde über diese medialen Inhalte miterleben konnte. Ich glaube, dieses Mitleben hat schon bis zu mir geklungen, da war für mich ein Gleichklang spürbar.
Danke, das ist für uns hier ein tolles Feedback! Das werde ich gleich an die Redaktion weiterleiten.
Was wird - aus heutiger Sicht - dein Aufgabengebiet in unserer Pfarre sein? Wo werden die Menschen dich antreffen können?
SR: Es wird sich auf Kinderpastoral fokussieren. Erstkommunionvorbereitung und auch an Sonntagen in der Kinderliturgie.
Von den beiden Teilgemeinden her – wie wird da die Aufteilung sein?
SR: Das Ziel wäre, dass ich in beiden Teilgemeinden präsent bin. Wie das im Detail aussehen wird, ist jetzt noch zu früh einzuschätzen. Aber ich sag jetzt einmal, dass ich einen Sonntag im Monat in Baumgarten und einen Sonntag in Oberbaumgarten sein werde. Das ist jetzt einmal so der Gedanke.
Bei mir kommt halt auch noch ganz stark der Ausbildungsaspekt hinzu. Das heißt, ich verbringe jeden Monat eine Woche in St. Pölten, manchmal auch zwei. Ich bin also regelmäßig auch weg. Und bei mir geht es während meiner Ausbildungszeit auch sehr darum, Arbeitsaufträge zu erfüllen. Auch den Theologischen Kurs mach ich jetzt gerade. Da gibt es ebenfalls Prüfungen. Und dann noch die pastorale Ausbildung in Wien in der Diözese.
Wir haben im Herbst ja ein paar besondere Veranstaltungen. Werden dich da die Leute kennenlernen können?
SR: Beim Patrozinium werde ich dabei sein. Und danach bin ich auch bei der Agape.
Gibt es einen Wunsch, den du an die Pfarrfamilie oder an den Herrn Pfarrer hast?
SR: Ich wünsche mir einfach, dass wir uns wirklich als Gemeinschaft vertraut werden und dass sich die Gemeinde mit mir wohlfühlt und ich mich auch wohlfühle. Dass man geduldig mit mir ist. Und ich wünsche mir meinerseits, dass der Ausbildungsaspekt wahrgenommen wird, dass ich stolpern darf und meine schrittweise Entwicklung sein darf.
Also auch Verständnis für deine Doppelrolle Arbeit - Ausbildung, die du hast.
SR: Genau. Dass ich mich hier auch wirklich entwickeln und lernen darf. Dass ich kleine Schritte machen darf. Das ist der Wunsch, den ich hab. Ansonsten bin ich einfach voller Freude und Liebe da und ich fühle mich auch voll innerem Frieden, wenn ich da so sitze. Für mich fühlt es sich schon jetzt stimmig an und ich wünsche mir, dass das auch so ist.
Danke, dass du dir gleich an deinem ersten Arbeitstag Zeit für unser Gespräch genommen hast. Alles Gute für deinen Start in der Pfarre Heilige Mutter Teresa!
Das Interview mit Sonja Reeh führte Gabi Moritz.