Tiefer geht’s eigentlich nicht mehr. Trauriger geht’s eigentlich auch nicht mehr, aber trotzdem geht's hoffnungsvoll wie noch nie. Was erwartet uns an diesem dunklen Tag?
von Manfred Kainrath
Fotos:
Manfred Kainrath, Elisabeth Völk
In der Mitte des Triduums geht eigentlich alles schief, was nur schief gehen kann, und doch läuft alles nach Plan, weil Jesus ein liebender und gehorsamer Sohn ist.
Heute ist von den großartigen Zeichen, den Sakramenten, nichts mehr zu spüren. Die Kirche ist kalt, dunkel und schmucklos. Der Tabernakel ist leer, die Glocken sind in Rom, der Chor singt unplugged. Der Volksaltar ist leer und ohne Tuch, es gibt keinen Blumenschmuck und das Kreuz ist verschwunden.
Das hat einen Grund. Was gestern schon vermutet wurde, ist heute Gewissheit geworden. Jesus wurde verraten, verhört, verhöhnt, gegeißelt, seiner Kleider beraubt, mit Dornen gekrönt und letztendlich verurteilt und gekreuzigt.
Während dieser Ereignisse wurde er auch immer einsamer. Seine Lieblingsjünger schafften es nicht, mit ihm zu beten, sie schliefen stattdessen ein, dabei hätte er sie gerade in dieser Situation so dringend benötigt. Und so ist er ganz allein, während er uns das Gebet aller Gebete, das "Vater unser" schenkt.
Jesus ist verzweifelt. „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, bittet er seinen Vater, um ihn aber trotzdem seines Gehorsams zu versichern. Kurz vor seinem Tod fühlt er sich von allen, auch von seinem Vater, verlassen („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“), aber er weiß, dass alles erledigt ist: „Es ist vollbracht.“
Aber was genau?
Jesu Tod ist gleichzeitig der Tod des Todes. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod mehr haben. Jesus hat für uns alles erledigt und das war eine Herkules-Aufgabe. Er hat die Sünden der Welt, alle gewesenen und alle noch kommenden, auf sich genommen, er wurden zum Sündenbock der Menschheit.
Von all diesen Tatsachen erfahren wir im ersten Teil der heutigen Karfreitagsliturgie, vom Knecht, der Erfolg haben wird (Jesaja), der gesungenen Passion nach Johannes, die mit dem Begräbnis Jesu endet, einer eindrucksvollen Predigt von Michael Weninger und den großen Fürbitten.
Das Kernstück der heutigen Feier ist jedoch die Kreuzerhöhung und -verehrung. Das verhüllte Kreuz wird aus der Kapelle in die Kirche getragen und in drei Stufen enthüllt. Danach ist für alle, die liturgischen Dienste und das Volk die Möglichkeit, das Kreuz, das uns zum Siegeszeichen wurde, zu verehren.
Die schlichte Eucharistiefeier mit dem am Tag zuvor konsekriertem Leib Christi schließt den zweiten Tag des Triduums ab, bevor die Grabwache beginnt.
Aber bald, und das soll uns alle nicht nur trösten, sondern freudig stimmen, schon sehr bald gibt es sehr viel Grund zum Jubel – aber das ist eine andere Geschichte und die wird ein andermal erzählt.