Karfreitag


Am Karfreitag blicken wir in den Abgrund des dunkelsten Tages im Kirchenjahr. Gut zu wissen, dass wir hoffen dürfen.

 

von Christian Votava
Fotos: Manfred Kainrath, Christian Votava, Wolfgang Ehrendorfer



 

Die Karfreitagsliturgie ist Mittel- und zugleich Tiefpunkt des österlichen Triduums. Die schlimme Vorahnung des Gründonnerstags bewahrheitet sich.  Jesus wird verraten, noch dazu von einem seiner eigenen Jünger und im Garten Getsemani gefangen genommen. Es folgt ein Leidensweg bei dem Jesus auf niederträchtigste Art gedemütigt und gequält wird, bis er zuletzt auf grausame Weise am Kreuz sterben muss.

 

Jesus ist am Ende im tiefen Leid allein. „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, wünscht er sich noch von seinem Vater und ganz kurz vor seinem Tod noch ein verzweifelter Ruf: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“

 

Die Traurigkeit und Leere dieses Tages empfinden wir symbolisch in einer kalten und schmucklosen Kirche nach. Der Tabernakel ist leer, es gibt keine Glocken und keine Musikinstrumente. Der Volksaltar bleibt ungedeckt und es gibt auch keinen Blumenschmuck und – vorerst - kein Kreuz. 

 

 

 

 

Die Zelebranten ziehen heute mit den Ministranten ganz ohne Musik, ohne Glocken und ohne Gesang in die beiden Kirchen unserer Pfarre ein.

 

Wir wissen aber, dass Jesu Tod nicht das Ende ist, sondern der Beginn der Erlösung. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod mehr haben. Jesus wurde für uns alle zum Sündenbock und hat so den Tod besiegt. 

 

Zunächst ist es aber die Leidensgeschichte nach Johannes die den Wortgottesdienst der Karfreitagsliturgie beherrscht und mit den großen Fürbitten abgeschlossen wird. Schon in der ersten Lesung aus den Buch Jesaia wird angedeutet, dass die Leidensgeschichte letztendlich gut ausgehen wird:

 

„Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht“.

 

In seiner Predigt erinnert uns Kaplan Christian Radolf in der Teilgemeinde Baumgarten daran, dass der Karfreitag nicht nur ein Tag der Trauer sondern auch ein Tag der Solidariät ist. Mitleid im Sinne von Mitleiden, also das Leid des nächsten zum eigenen Leid zu machen das es zu ertragen gilt.

 

 

 

Danach findet im zweiten Teil die Kreuzerhöhung und -verehrung statt. Das verhüllte Kreuz wird aus der Kapelle wieder durch die Kirche zum Altar getragen und in drei Stufen enthüllt. 

 

Anschließend beginnt die Kreuzverehrung, bei der die von den Gemeindemitgliedern mitgebrachten Blumen wenigstens ein bisschen Farbe vor den tristen Altar bringen und so schon den ersten leisen Hoffnungsschimmer wecken.

 

 

 

Diese Hoffnung wird sich – so viel wissen wir heute – sehr bald als berechtigt herausstellen und aus der tiefen Traurigkeit heraus grenzenloser Jubel entstehen.

 

Noch ist es aber nicht soweit, noch endet die Karfreitagsliturgie mit einer einfachen Eucharistiefeier mit dem am Tag zuvor konsekriertem Leib Christi und ohne Schlusssegen, auch dies ein Vorzeichen, dass der Karfreitag nicht da Ende ist und noch etwas kommen wird – und zwar sehr bald. Wir wissen die Liebe ist stärker als der Tod. 

 

Vorerst bleibt der Gemeinde aber nur zum Grab Jesu  zu ziehen und dort Wache zu halten.