Goodbye, so long, farewell, Beate!

Beate Fidi war 28 Jahre bei uns in der Pfarre als Kindergartenpädagogin angestellt, 17 davon hat sie das Haus geleitet. Nun geht sie in ihre wohlverdiente Pension. Wir haben sie zu einem Abschiedsinterview getroffen.

 

von Julia Stadler
Fotos: Julia Stadler u. a.



Beate Fidi an ihrem Hauptarbeitsort: dem Schreibtisch.
Beate Fidi an ihrem Hauptarbeitsort: dem Schreibtisch.

Wie war das damals, warum hast du dich eigentlich entschieden, Kindergartenpädagogin zu werden?

Weil ich mich, als ich Jugendliche war, immer sehr gern mit Kindern beschäftigt habe und immer das Gefühl hatte, das liegt mir. Also ich habe mit den Nachbarskindern gespielt, die sind immer nur bei mir gegessen, sonst nicht. Da habe ich das dann beschlossen.

 

Welche Ausbildung hast du dazu gemacht?

Damals war es so, dass man nach der 4. Klasse Hauptschule oder Gymnasium die Oberstufe vierjährig machen konnte, das habe ich dann gleich danach gemacht, so mit 14.

 

Und hast du dann gleich hier in Baumgarten begonnen oder ...?
Ich habe in Liesing in der evangelischen Pfarre begonnen, ich bin ja evangelisch, das war meine Heimatpfarre, da ist direkt nach der Schule eine Stelle frei geworden. Und nach zwei oder drei Jahren bin ich dort dann Leitung geworden und habe dann dort das eingrippige Haus geleitet und war dort dann auch fast acht Jahre. Eingruppig war damals 40 Kinder, heutzutage sind das zwei Gruppen.

 

Wie bist du dann nach Baumgarten gekommen?

Nachdem ich aus der Karenz mit Georg, meinem jüngeren Sohn, zurückgekommen bin, habe ich dann eine Teilzeitstelle wieder in Liesing begonnen. Dann war mir das Fahren nach Liesing einfach zu viel, ich wohne ja im 16. Bezirk und bin dann eigentlich mehr im Auto gesessen als im Kindergarten zu sein. Ich habe dann damals noch in der Interessensgemeinschaft nachgefragt, ob es irgendwo eine Stelle gibt. Und dann habe ich relativ rasch die Antwort bekommen, dass gerade die Christine, eine Pädagogin, in Karenz gegangen ist, und dann konnte ich ihre Stelle übernehmen. Das war im Jahr 1992, glaube ich. Dann war ich mal Karenzvertretung, da war es dann so, dass ich eigentlich auf eine andere Stelle versetzt hätte werden sollen. In dem Fall war es aber so, dass Christine ein zweites Kind bekommen hat und daher wieder eine Vertretung gebraucht hat bzw. hat sie dann auch gesagt, dass sie nicht mehr zurückkommt. Dadurch konnte ich dableiben. 

 

Das Dachgeschoss des Kindergartens nach dem Umbau 2007.
Das Dachgeschoss des Kindergartens nach dem Umbau 2007.

Und wie hat sich das dann ergeben, dass du die Leitung übernommen hast?

Im Zuge der Ausbauarbeiten, als dann entschieden wurde zwischen Ausbau und Zusperren, als dann der Michael Scharf in die Pfarre gekommen ist, war es dann ganz einfach so, dass der Marion (Anm.: frühere Kindergartenleitung) das Haus zu groß geworden ist. Sie wusste, dass sie dann keine Kinderdienste mehr machen konnte, sie wollte aber nicht "nur" die Leitung überhaben. Ich persönlich konnte es mir schon gut vorstellen, weil ich wusste, dass ich irgendwann nicht mehr im reinen Kinderdienst sein wollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mit 60 noch fit bin, dass ich noch immer im Kinderdienst sein kann. Damals war 60 für mir ur alt (lacht). Ich wollte nicht bis zu meiner Pensionierung in einer Kindergruppe sein und habe dann beschlossen, ja, ich mach das. Und dann durfte ich das auch, trotz meiner evangelischen Herkunft.

 

Das war damals eine ziemliche Diskussion, richtig?

Ja genau, obwohl die Marion ja eigentlich auch evangelisch war. Bei ihr und dann auch meiner Einstellung mit Pfarrer Schlor war das ja kein Thema, aber als es dann darum ging, eben Leitung oder nicht, gab es dann schon Leute, die meinten, dass wir das nicht machen können mit einer evangelischen Leitung. Aber Gott sei Dank gabs dann doch genug Leute, die da hinter mir gestanden sind, die richtigerweise gesagt haben, dass es ja um die Pädagogik geht und um die christlichen Werte. Und die christlichen Werte sind ja so und so da. Und das hat dann halt einfach so sein sollen.

 

Was macht man als Kindergartenleitung eigentlich?

Also eine der Hauptaufgaben ist die Kommunikation mit den Eltern. Es hat sich in den 17 Jahren natürlich die Kommunikation geändert. Daher ist das Erste, was ich mache, wenn ich ins Büro komme, ist, meine E-Mails abzurufen. Nachzusehen, ob eine Information gekommen ist oder nicht und so weiter. Sonst mache ich gleich in der Früh immer eine Runde, geh einmal durchs Haus, schau, wer da ist. Jedem mal Hallo sagen, guten Morgen wünschen, zu sehen, ob es gerade Probleme gibt, etwas am Vortag angefallen ist etc. 

 

Was könnte etwas sein, um das du dich gleich kümmern müsstest?

Elternbeschwerden, Anrufe, Infos von irgendwelchen Behörden - nicht nur jetzt gerade zu Corona-Zeiten sondern auch zum Beispiel diverse Kontrollen, Baumschnitt, Spielplatzüberprüfungen ... Also mein Mann, der Peter, sagt immer: Du bist eigentlich ein Facility-Manager (lacht).

Auch in stressigen Zeiten immer ein Lächeln auf den Lippen für die Kinder und Eltern des Kindergartens.
Auch in stressigen Zeiten immer ein Lächeln auf den Lippen für die Kinder und Eltern des Kindergartens.

Stellst du selbst auch neue Pädagogen ein?

Nein, das geht alles über die Stiftung. Aber ich kann die Personen vorher kennenlernen und darf mir aussuchen, aus verschiedenen Kandidatinnen oder Kandidaten, wer gut ins Haus passt. Also es wird nicht einfach jemand zugewiesen. Das ist dann auch eine Gefühlssache. 

 

Und ihr bildet auch aus, oder?

Ausbilden nicht direkt, aber Praktika machen sie schon von verschiedenen Schulen.

 

Es gibt ja auch diverse Veranstaltungen und Feste im Kindergarten, ist das dann auch in deiner Verantwortung oder macht das wer anderer?

Also wir machen das in Teams. Jeden Montag gibt es zum Beispiel Jourfixe, wo genau solche Dinge besprochen werden. Da weiß man, es steht ein Event an, da bringt dann jeder ein, was er oder sie braucht, es wird eingeteilt, wer was besorgt, also ich bin da eher ein Moderator bzw. sehe mich als Moderator, alles zusammenbringen auf einen Tisch, Bestellungen machen etc. Eine, wo die Fäden zusammenlaufen, also viel Koordinations- und Organisationsarbeit.

 

Wie viele Pädagogen gibt es pro Gruppe? 

Also es gibt drei Arten von Pädagogen bei uns, Hortpädagogen, die kommen zu Mittag, die sind zusätzlich ausgebildet. Dann gibt es Assistentinnen, die keine pädagogische Ausbildung haben, oder deren ausländische Ausbildung in Österreich nicht anerkannt wird. Und natürlich die geschulten Kindergartenpädagoginnen. Das sind dann unterschiedliche Verantwortlichkeiten. Und pro Gruppe sind es dann eine Pädagogin und eine Assistentin.

 

Da sind wir auch schon beim nächsten Thema: Es gibt ja hauptsächlich weibliche Kindergartenpädagogen ...

Ja, leider. Wir hatten schon mal auch männliche, einen Hortpädagogen zum Beispiel und einen Kindergartenpädagogen. Aber der Beruf ist leider noch sehr weiblich, auch wenn es natürlich gut wäre, wenn die Kinder auch eine männliche Bezugsperson im Kindergarten hätten.

 

Wie viele Stunden ist man angestellt?

Man ist 40h angestellt und arbeitet 35h im Kindergarten und hat 5 Vorbereitungsstunden. 

 

Und wie ist das letzte, nun verpflichtende, Kindergartenjahr anders als die anderen Jahre?

Also im letzten Jahr schaut man dann noch mal genauer drauf, wo man das Kind in seinen Kompetenzen fördern kann. Es sind zum Beispiel auch andere Ausflüge geplant als davor, weil sie schon andere Interessen haben in dem Alter. Wir gehen z. B. seit Jahren ins KlingKlang im Musikverein, darauf freuen sie sich immer schon die Jahre davor drauf, dass sie endlich alt genug werden, um mitzugehen.

 

Hast du eine Idee, wie viele Kinder du miterlebt hast?

Ich habe gut 28 Jahre hier gearbeitet, puh. Wie viele Kinder könnten das dein? Ein Kind ist durchschnittlich 5-6 Jahre hier, inkl. Hort. Ich weiß nicht, 1.000? Wobei es die ersten Jahre weniger Gruppen waren, es gab noch keinen richtigen Hort ... Also vielleicht die ersten sieben Jahre. Pfuh, ich weiß es nicht, aber 1.000 kommt mir jetzt wieder viel vor. (lacht) 100 Kinder für vier Jahre und dann wieder 100 Kinder und das dann auf 28 Jahre aufgeteilt ... Also rechnen ist jetzt nicht so meines (lacht). Also gestartet haben wir mit 50 Kindern, da waren es eine Zeit lang 25 Kinder pro Gruppe. Schwer zu berechnen.

 

Und wie ist es eigentlich, erkennst du "alte" Kindergartenkinder wieder?

Naja, alle nicht, aber es gibt natürlich viele Kinder, die in der Pfarrumgebung aufwachsen, das sind pro Jahrgang so zehn, zwölf Kinder, die man aufwachsen sieht. Wenn ich ein Kind mit sechs das letzte Mal sehe und dann wieder mit 18, ist das natürlich schwer. 

 

Konntest du dir manchmal bei Kindern denken, was später aus ihnen wird? Kann man sich das manchmal denken?

Ja. Definitiv.

 

Gab es ein besonderes Erlebnis in deinen Jahren hier, das du niemals vergessen wirst?

Also diese ganze Umbauphase, diese riesen Baustelle, die wir hatten, das war von den äußerlichen Einflüssen etwas, was eine herausforderndes Erlebnis war. Das würde ich aber trotzdem nicht missen wollen, denn es war nötig. Und eins der schönsten Erlebnisse war es dann, als man den Dachboden beziehen konnte. Das war ja so lange eine Baustelle, 10 Jahre glaube ich, da hat man gemerkt, dass es sich ausgezahlt hat. Das war dann 2007. Und es war dennoch immer offen bei uns, in jeder Bauphase, eine Zeitlang war eine Gruppe unten im Pfarrsaal, dann war eine Gruppe ein Jahr lang drüben in der Schule, aber das hat alles immer gut funktioniert. Und ich war auch viel involviert in die Planung, da waren der Herr Pluharz und später der Herr Essl sehr offen. Und sonst, jedes Fest einfach, egal ob vor 28 Jahren oder jetzt, jedes ist besonders gewesen. Es war alles besonders, weil nichts gleich ist. Ich habe ja auch viele Pfarrer miterlebt, angefangen von Pfarrer Schlor bis heute zum Pawel Marniak. Wirklich das erste Mal zusammengearbeitet mit der Pfarre haben wir dann mit Michael Scharf, wo wir angefangen haben, dass wir präsent werden, dass man gemerkt hat, aha, da gibt es auch einen Kindergarten, der macht auch was. 

 

Was hat der Umbau alles geändert?

Naja, jetzt sind es statt zwei mittlerweile sieben Gruppen, dafür wurde natürlich Platz gemacht. 

Erster Tagesordnungspunkt einer Kindergartenleitung: E-Mails abrufen und beantworten.
Erster Tagesordnungspunkt einer Kindergartenleitung: E-Mails abrufen und beantworten.

Und was war die größte Herausforderung sonst?

Naja, die unzähligen PGRs in denen ich da war, die vielen (finanziellen) Diskussionen um offensichtliche Dinge, die waren schon manchmal herausfordernd, besonders, bevor die Stiftung da war. Das ist aber jetzt natürlich alles kein Thema mehr. Da hat die Stiftung schon geholfen, zu zeigen, dass die pädagogische Arbeit hervorgehoben wird und nicht das Kinderbetreuen. Das gehört aber natürlich auch noch viel gemacht, nicht nur bei uns, sondern generell. Es geht zwar schon in die richtige Richtung, aber ist immer noch ein Meilenstein, der zu bewältigen ist. Ich muss aber auch dazusagen, dass wir hier in Baumgarten ganz tolle Familien haben, die dem Kindergarten sehr wertschätzend gegenüberstehen. Die wissen, welche pädagogische Arbeit dahintersteckt. Das ist in Baumgarten etwas ganz Besonderes und nicht selbstverständlich.

 

Und was wirst du in deiner Pension am meisten vermissen? 

Vermissen in dem Sinn kann ich gar nicht sagen, denn ich schließe es ab und es kommt etwas Neues. Das ist genauso wie ich von Kindergärtnerin auf Leitung etwas Neues begonnen habe. Ich kann das ganz gut voneinander trennen, denn alles zu seiner Zeit. Früher war ich das und hab das gemacht und auch gern und jetzt bin ich das und das ist ebenso gut. Natürlich das Unter-Leuten-Sein, immer Ansprache zu haben, das kann sein, dass ich das vermisse, aber das kann ich mir ja auch holen, wenn ich es brauche.

 

Hast du schon Pläne für die Pension?

Für mich geht es mal ums ruhig und gut Abschließen, das ist gerade das Wichtigste. Der Rest wird sich zeigen.

 

Und wann wird dein letzter Tag sein?

Der offiziell letzte Tag ist der 24. Juli, ich bin aber bis 1. August noch angestellt. Wobei ich ja in Altersteilzeit in Wirklichkeit bin, habe in den letzten 1,5 Jahren Zeit eingearbeitet und gehe jetzt in meine Freizeitphase. Das klingt auch viel schöner als Pension. (lacht)

 

Es gibt ja schon eine Nachfolgerin, gibt es hier etwas, das du ihr gerne sagen würdest, einen Tipp, etwas, das du vielleicht gerne vorher gewusst hättest? 

Die Gabe, beobachten zu können, daraus dann Schlüsse zu ziehen, und dann zu handeln. Die Ruhe und die Geduld zu haben, manche Dinge zulassen zu können und zum richtigen Zeitpunkt dann zu handeln und offen zu sein, für Neues, für Ideen der anderen, diese auch zuzulassen. Und - ja, aber das ist auch Erfahrung, das hätte ich auf vorher nicht gewusst, dass du selbst auch wachsen musst mit der Aufgabe. Auch wenn es jetzt ein fertiges Haus ist, in das sie kommt. Den Vorteil, den jetzige Leiterinnen haben, ist, dass sie eine Managementausbildung haben, das hatten wir damals ja nicht. Ich habe dann das Glück gehabt, dass mir so ein Kurs im Kardinal-König-Haus von der Pfarre finanziert wurde, aber mittlerweile ist das Voraussetzung, um ein Haus zu übernehmen. Da hast du Teambuilding, Konfliktmanagement etc. Das kannte ich am Anfang alles gar nicht. Und wenn sie das nicht hätte, hätte ich ihr empfohlen, so etwas zu machen, denn vor allem Teamleitung ist die größte Herausforderung, denn das Team wird sie sicher herausfordern.

 

Hast du noch abschließende Worte, etwas, was du der Pfarre noch sagen wollen würdest?

Ich hatte Höhen und Tiefen, egal wie lange und schwierig die Situationen waren, wo ich gezweifelt habe, warum ich mir das antue ... Es gab dann aber immer wieder eine Situation, die diese Schwierigkeiten alle wieder aufgelöst hat. Egal ob das Pfarrer Clemens war, dem ich meine Sorgen erzählen konnte in unzähligen Gesprächen, wo das Ganze einfach wieder realisiert wurde und geglättet, sämtliche Probleme. Das war schon viel Unterstützung. Und sonst, die Pfarre - das ist einfach eine zweite Heimat geworden. Das ist wie zuhause hier. Ja, ich bin evangelisch getauft und habe meine ersten 20 Lebensjahre in der evangelischen Kirche verbracht, aber für mich war immer das Christliche das Wichtige, und das war so schön in Baumgarten, dass das so akzeptiert worden ist und nicht aufs Papier geschaut wurde, sondern auf den Menschen. Und dass ganz einfach der Mensch im Mittelpunkt steht. Und ich glaube, das ist hier generell so, dass du als Mensch wahrgenommen wirst. 

Ein letztes Mal im PGR: Danke, Beate!
Ein letztes Mal im PGR: Danke, Beate!

Liebe Beate, im Namen der gesamten Pfarre Heilige Mutter Teresa, und ganz besonders im Namen ihrer Kinder, wollen wir uns ganz herzlich für dein unheimlich großes Engagement, deine Kraft und deinen unermüdlichen Ehrgeiz in den 28 Jahren bei uns im Kindergarten bedanken, besonders für die 17 Jahre der Leitung. Danke, dass du den Kindergarten zu dem gemacht hast, was er heute ist! Wir wünschen dir eine wunderschöne Freizeitphase und später Pension und hoffen, dass wir dich auch weiterhin noch oft in der Pfarre sehen werden. Danke!  

Ein paar Eindrücke der letzten 28 Jahre Kindergarten mit Beate Fidi: